06 Dezember 2011

"Auch Alleinsein kann glücklich machen" - MiMi


Vor nicht allzulanger Zeit ist mir MiMi begegnet. Nicht im Real Life zwar, aber seitdem fühle ich mich dieser Künsterin emotional sehr verbunden. Ihre Lieder zeugen trotz meist melancholischen Charakters von einer unglaublichen Stärke. Ich hatte das Vergnügen und die Ehre, in ihr erstes Album für die Zeitung STUZ reinzuhören und meine Meinung kundzutun. Dies habe ich ausführlich und mit großer Leidenschaft auch getan - doch seht selbst:
     
MiMi- „The Road To Last Night“ // Warner Music Group // VÖ: 10.06.2011

The Power of Loneliness – MiMi on The Road to Last Night

Hi I'm Mimi.
I grew up in London and started playing music when I was very little- just through enjoying the noises I could make on a piano my mum and I had inherited and by being taught a few chords on the guitar“.
Mit diesen Worten begrüßt die 25-jährige Singer-Songwriterin MiMi, der neue Indie-Pop-Stern die Fans auf ihrer Homepage. Auf den ersten Blick erscheint die kleine zierliche Britin mit ihrem Kurzhaarschnitt, der an die 60-er Jahre-Ikone Twiggy erinnert, und eigenwilligem Kleidungsstil recht harmlos. Doch bereits der Blick in dunkel geschminkte Augen lässt eine Ahnung aufkommen, dass der Schein trügen könnte. Und tatsächlich- wenn MiMi zu singen beginnt, spätestens da weiß man: hier ist eine Powerfrau am Werk, die weiß, was sie will und für die Musik ein Synonym für „Luft zum Atmen“ ist.

Manche Lieder klingen angriffslustig (wie etwa „Edge Of The Line“ oder „Don't You Mourn The Sun“), andere wiederum wirken introvertiert und verschlossen („Road To Last Night“), wie flüchtige Tagebuch-Einträge. Und so ist es auch in ihren Augen. „Nothing on my first album, „Road to last night“ is made up“, das Album als eine Art Tagebuch.

Und worüber schreibt man in Tagebüchern? Über Alleinsein bzw. Sich-Allein-Fühlen. Über Verlassenwerden. Oder Verlassenmüssen. So auch in MiMis Songs. Doch niemals ist vom Aufgeben die Rede. Auch wenn manche Titel auf den ersten Blick deprimiert und hoffnungslos zu sein scheinen - „One“, „Once Again“, „Lonely One“ oder etwa „Without Love“- entpuppen sie sich beim Hineinhören doch als regelrechte Mutmacher. So heißt es im Letzteren: „He will only let you down, girl!... It's not enough that he says that he'll stay, 'cos it's for now...not forever... without love you're ok- why stay?“. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende, singt sie. „Wie wahr, oh wie wahr“ möchte man beipflichten und auf zum nächsten Song, „Lonely One“. „ How long will I be here? How long will I suffer? How many times, I cry?...And I got no-one – and I need no-one!“ Man soll sein Glücklich-Sein nicht abhängig machen von anderen, auch Alleinsein kann glücklich machen.
Die melancholische Seite, die in vielen Liedern durchscheint, hatte sie schon während ihrer Schulzeit. Da war sie gerne die Rebellin, mit Aufsehen erregenden gothischen Outfits und der „burn the school down“- Haltung. Sie hasste die Schule, erzählt sie, und kritzelte lieber auf den Schreibtischen. Dennoch machte sie ihren Abschluss und gründete später ihre erste Musikband „Battlekat“. Nach Auflösung der Band im Jahr 2009 blieb sie weiterhin bei der Musik, jobbte lediglich nebenbei als Model. Doch seit Veröffentlichung ihres Debut-Albums im Juni kann sie ihre Rechnungen auch ohne Model-Jobs bezahlen.