29 April 2013

flower 's in the air...

Ich habe
ein paar Blumen für dich
nicht gepflückt,
um dir ihr Leben mitzubringen.
Christian Morgenstern (1871 - 1914)


zugegeben - so ein blumenstrauß auf dem tisch (vielleicht sogar vom liebsten heimlich gebracht?) hat schon was atemberaubendes. mit ihrer farben- und formenpracht bereiten diese geschöpfe der mutter natur pure freude und sind ein fest für aug' und herz. und dann erst der duft ...  

doch leider währt ein blumenleben erschreckenderweise sehr kurz - und stürzt den einen oder anderen blumenverehrer gar in moralische und ethische dilemmata.

damit frau (oder oh ja - auch mann) dennoch nicht auf die blumige schönheit verzichten muss, kommt der neue modetrend des frühlings 2013 gerade recht. die floralen prints sind auf dem marsch - und machen sogar vor der männerwelt nicht halt.

ich habe in einigen second hand shops auf ebay gestöbert und hier die ersten inspirationen:

ein bisschen hippie-flair, ein wenig bohemian - ich sehe die flower-power aufblühen... bei





etwas bunt und sehr abstrakt ... bei


darfs ein bisschen spitze sein?

50's-alarm bei ...




 und hier der beweis, dass auch die männer den blumen verfallen sind. bei...




schade, dass die nase davon nichts hat ...



15 April 2013

Nähklasse gegen Masse


Und wieder war ich mal für die Stuz unterwegs ... 

Kleidung kaufen war gestern. Der neueste Trend heißt „Do It Yourself“. Das Nähcafé „Ragechild“ von Raini Freitag in der Mainzer Altstadt bietet Raum für Näherfahrene und Nähbeginner. Ein Aufruf zum gemeinsamen Kreativ-Sein und ein Statement gegen unsere Wegwerfgesellschaft.

Im Minutentakt produziert die Textilindustrie Unmengen an Stoff jeglicher Form und Couleur, alle paar Monate locken die großen Labels mit den neuesten Mode-Kollektionen, verheißen Individualität und Originalität. Später wird das kleine Schwarze, Blaue oder Geblümte auf der nächsten Party euphorisch vorgeführt. Man fühlt sich originell – gar individuell. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem man entgeistert feststellt, dass auch das Mädel an der Bar sich eben in dem gleichen Schwarzen individuell und originell fand. Ein absolutes No-Go in unserer individualisierten Gesellschaft. Doch was tun gegen diese Massenindividualität von der Kleiderstange?

Eine Möglichkeit besteht darin, selbst zu Stoff, Schere und Schnitt zu greifen und das nächste Kleid von „Made-By-Me“ tragen. Genau das bietet das „Ragechild“-Café von Raini Freitag in der Schönbornstraße der Mainzer Altstadt.

Foto: Raini Freitag

Seit Januar 2013 öffnet die gelernte Meisterdesignerin für Theater ihr Nähcafé für Nähbegeisterte und Nähinteressierte. Während ihrer jahrelanger Arbeit als Verkäuferin in Stoffläden begegnete sie immer wieder Menschen, die ihr Interesse am Selbstgenähtem bekundeten, doch weder über Kenntnisse, geschweige über eine Nähmaschine verfügten. „Ich habe gemerkt, dass hier ein sehr großer Bedarf besteht,“ erzählt die Amerikanerin mit deutschen Wurzeln „und dass sich viele Menschen wünschen, etwas 'selbst' zu erschaffen, doch nicht so genau wissen, wo und wie.“

Im „Ragechild“-Nähcafé mit gemütlichem Ambiente gibt es Raum und Rat für jeden, der Lust hat, sich kreativ auszuprobieren oder sich auszutoben. Das Prinzip ist einfach und sehr schnell erklärt: Hast du Lust am Nähen, hast Schnitt, Stoffe und Know-How aber keine Nähmaschine – dann bist du bei Raini in ihrem Nähcafé genau richtig. Hier stehen Tische samt Nähmaschine zum Mieten und Nähen bereit. Hat man Lust am Nähen, doch die Inspiration lässt zu wünschen übrig, dann kann man diese in Rainis kostenloser Schnittbibliothek holen. Ist Inspiration samt Lust und Laune vorhanden, doch das Know-How fehlt - für diese Gruppe gibt Raini nach Ladenschluss Nähkurse, nach dessen Abschluss man sich stolz als „Made By Me“-Clubmitglied bezeichnen darf. Aber auch für jene, die Probleme bei Nähprojekten im heimischen Nähstübchen haben, steht die gelernte Stoffdesignerin in ihrem hippen Laden mit professionellem Rat zur Seite.

/Gemütliche Kreativatmosphäre/
Foto: Raini Freitag

Foto: Raini Freitag

Foto: privat

Gegen Wegwerfgesellschaft
Neben dem Entwerfen und Nähen aus jungfräulichen Stoffen legt Raini großen Wert auf Nachhaltigkeit und bewussten Umgang mit der Ressource „Kleidung“. Alten Kleidern, Röcken, Hemden zum neuen Leben zu verhelfen durch Umschneidern, Umnähen oder gar Zusammentuckern – gerade bei solchen Nähvorhaben hilft die Designerin besonders gern. Sitzbank-Kissen aus alter Bettwäsche? Kein Problem, findet Raini. „Ich bewahre oft schöne alte Stoffe, um aus ihnen etwas Neues zu schneidern.“ Und dies zeigt sich auch in ihrem Laden. Das überdimensionale Bild an der Wand entpuppt sich beim näheren Hinsehen als ein mit Stoff bezogener Bilderrahmen – vielleicht ein Vorhang aus früherem Leben?

Jährlich werden allein in Deutschland etwa 700.000 Tonnen Altkleidung entsorgt. Mit gutem Gewissen – jedoch ohne Wissen – spenden wir unsere aussortierten Kleider an diverse Wohltätigkeitsorganisationen. Mit gutem Gewissen, vielleicht, verteilen diese Organisationen einen Teil der Altkleidung tatsächlich unentgeltlich an Bedürftige. Was jedoch viele nicht wissen: eine beträchtliche Menge der Altkleidung wird weiterverkauft. Zwar verwenden die Organisationen das Geld für ihre sozialen Projekte, doch dass sie mit ihrem Verkauf die lokalen Textilindustrien vor Ort schädigen, dass ist vielen wahrscheinlich nicht bewusst – denn gegen den billigen Kleidungsimport aus dem Westen kommen die heimischen Textilhersteller in Tansania nicht an. Dies sind die Auswirkungen des globalen Altkleiderhandels. Wenn man sich die vor Augen führt, dann sollte man sich wirklich überlegen, ob das T-Shirt vielleicht nicht doch eine neue moderne Tasche, Marke „Made By Me“ abgeben könnte. In Rainis Nähcafé würde man hierfür sofort auf offene Ohren stossen. „Es ist wichtig, dass man alte Stoffe wiederverwendet“, findet Raini. “Auch die Knöpfe und Reissverschlüsse sollte man beim Entsorgen der Altkleidung behalten. Denn unsere Ressourcen sind nicht unendlich.“

/Markt in Dar es Salaam, Tansania/
Foto: zeit.de
Für all jene, die keine Lust mehr auf „das-Top-habe-ich-auch“-Gespräche haben, die ungern am WG-Küchentisch zwischen Kochdunst und Käsefondue-Vorbereitung des Mitbewohners schneidern – im „Ragechild“- Nähcafé haben sie Raum, die eigene kreative Ader zu entdecken und so manch einem textilen Teil ein zweites Leben zu verschaffen.

Öffnungszeiten
Mo – Fr : 10-18 Uhr
Sa : 10-16 Uhr





08 April 2013

Die Sprache der Mode

Wenn der Blog still steht, dann rumpelt es woanders gewaltig. Zum Beispiel schreibe ich regelmäßig in meiner Lieblingszeitschrift STUZ, einem studentischen StadtMagazin für Mainz, Wiesbaden und Region. Daher werde ich meine Arbeiten ab und an hier veröffentlichen. Vor einiger Zeit etwa gab es einen Beitrag über die Ausstellung „TRADING STYLES“ im Weltkulturen Museum in Frankfurt. Viel Spaß beim Lesen!



Was passiert, wenn junge, zeitgenössische Modedesigner auf die Mode“trends“ vergangener Zeiten und Kulturen treffen? Die Ausstellung „Trading Styles – Weltmode im Dialog“ im Frankfurter Weltkulturen Museum liefert hierfür Beispiele, die sich sehen und tragen lassen.

Was sagt Mode über unsere Gesellschaft aus? Wie verbreiten sich Stile und wie schaffen sie Identitäten? Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, lud das Weltkulturen Museum in Frankfurt
internationale Mode-Designer ein, um an dem kühnen Experiment teilzunehmen und mit der immensen ethnographischen Objekt-Sammlung auf Tuchfühlung zu gehen.
Junge und experimentierfreudige Design-Künstler aus Nigeria, Großbritannien, Deutschland und Australien traten diese Herausforderung an. Ob sie wussten, worauf sie sich einließen? Immerhin stellte ihnen das Weltkulturen Museum über 500 historische Artefakte zur Verfügung: Kleidung, (Kopf-)Schmuck, Schuhe, Taschen. Stumme Zeugen vergangener Modewelten.
So hieß es für die Mode-Designer: Haar zurück, Ärmel hochkrempeln, Samthandschuhe an – und rein in die Archive. Sie tauchten ein in die immense Vielfalt an Kleidung, Schmuck, Kopfbedeckungen, Schuhen und Taschen. Sie betrachteten und betasteten, sie diskutierten und disputierten. Und vor Allem: sie ließen sich inspirieren. Von alten Kleidungsstücken. Von den Accessoires. Aber auch von Gegenständen, die auf den ersten Blick mit Mode nichts zu tun haben – von Masken, Musik. Und männlichen Initiationsritualen.

                                            schicker Hut, dieser Fisch





Im angrenzenden Weltkulturenlabor, dem Wohn- und Arbeitsort der Künstler, waren anschließend der Phantasie keine Grenzen mehr gesetzt. Zum Glück! Entstanden sind außergewöhnliche Kunstwerke, Hybride zwischen Damals und Heute, zwischen Dort und Hier. Bewundern lässt sich die tragbare Kunst seit November 2012 ganz klassisch hinter Glasfenstern und in Schaukästen des Museums. Doch vielleicht auch schon bald in den Shops von Buki Akib, A Kind of Guise, Cassetteplaya und P.A.M/ Perks and Mini.

Zwischen Gestern und Morgen: Kommunikationsmittel Kleidung
Historische Objekte sind extrem wichtig für die Bildung unseres kulturellen Gedächtnisses und die Verbindung der Menschen mit der Vergangenheit“, findet die nigerianische Modedesignerin Buki Agbakiaka (Buki Akib). Daher gehörten nicht nur Kleidungsstücke zu ihren Inspirationsmusen. Fasziniert von Musikinstrumenten aus verschiedensten Teilen der Welt hörte sich die Modedesignerin in die Trommelmusik hinein, beobachtete auf alten Archivfilmen die Musiker und ihre Emotionen während des Spielens – und begann, diese musikalische Erfahrung in Stoffe und Schnitte zu übersetzen. „Mode ist ein Medium, durch welches wir ununterbrochen kulturelle Informationen austauschen“, findet sie. „Als Designerin kommuniziere ich durch das Medium Mode. Musik ist mit Mode verwandt: sie erzählt Geschichten und wirft Fragen auf.“ Und so erzählt auch Buki Akib mit ihrer Kleidung Geschichten. Erzählt von ihrer Heimat, aus welcher sie das traditionelle Handwerk des Färbens und Webens in ihre Arbeit übernommen hat. Die Kleidungsstücke, die sie entwirft, zeichnen sich aus durch tiefe, kräftige Farben und Muster. Im Museum begleiten Trommelklänge ihre ausgestellten Kunststücke. Die schimmernden Hosen und Hemden pulsieren beim Betrachten und scheinen selbst Trommelklänge zu sein. Musikalische Kleidung, bekleidete Musik? „Es geht nicht mehr nur um den visuellen Eindruck“ meint Buki Akib, „sondern darum, Farben, Texturen und Muster auf eine spirituelle Weise wahrzunehmen.“

tragbare Musik
Blood Rites“ und Tattookunst
Mode als Kommunikations- und Identifikationsmittel also. Auch andere Mode-Designer nutzen Mode als Instrumentarium, um die eigene Identität zu finden und nach außen hin zu tragen. Wie etwa bei der Londoner Designerin Carri Munden. Mit ihrem Luxuslabel „Cassetteplaya“ kreiert sie einen neuen Look, in dem sie den zeitgenössischen britischen Stil mit Street-Culture und eigenen Vorstellungen verbindet. Für „Trading Styles“ befasste sie sich mit Körperverzierungen, Masken und Kopf-Schmuck. Ihre Arbeiten präsentiert sie unter anderem in Form des Videos „Blood Rites“ - inspiriert von ethnographischen Filmen über männliche – und ja, blutige Initiationsrituale. Diesen stellt sie unsere europäische Liebe zu Körperschmuck entgegen. Der Tättowierer um die Ecke – Vorbild eines modernen Kriegers?
                                 
                     






Zeig mir was du trägst und ich sag dir, wer du bist 
 Kleider machen Leute. Diese Weisheit kennt der Volksmund schon seit Langem. Welche Leute Kleidung macht, was Mode über uns und unsere Gesellschaft aussagt, wie Modetrends tradiert und transportiert werden und wie aus alten Modetrends wieder Neues entsteht, darüber zu philosophieren lädt das Frankfurter Weltkulturenmuseum ein. Die Ausstellung läuft noch bis August 2013.



Fotos: privat