27 Januar 2014

twitter: ein käfig voller paradiesvögel mit tourette-syndrom

seit neuestem bin ich aktive twitterin. die mitgliedschaft hat mich schon einiges gelehrt: soziale netzwerke sind manchmal doch ziemlich asozial. 


ich bin ein twitterer.

ein vögelchen, das zwitschert.
eigentlich bin ich diesem vogelparadies schon vor längerer zeit zugeflogen, angelockt durch – neeein, nicht durch die stars und sternchen, die hier eine plattform für ihre semipornographischen bikinipanoramas entdeckten, ihrem fussfetischismus frönten und das internet mit selfies vollstopften. 
mich interessierte, wie die otto normal medien an ihre news über die arabischen revolutionen herankamen.

eine ganze lange weile war ich im hintergrund, ein stiller leser und ein höchst unregelmäßiger reinschauer – die passwörter wechselte ich wie die kaffeefilter. 
mein twitter-account glich dem geheimen garten, mit efeu überwuchert und schwer auffindbar.  
bis jetzt.


streetart mainz

"tweet tweet"

jetzt bin ich aktiv. 
ich followe nicht nur – ich twittere, kommentiere, hüpfe ums eck, wenn sich neue follower auf mein timeline-terrain trauen.
schuld daran sind die jungs von lousy pennies - meine bibel und mein survival-buch, wenn es darum geht, zu erfahren und zu lernen, wie man als journalist im 21. jahrhundert im netz überlebt.  
für interessierte kurz und knapp: für heutige journalisten ist es ein must have, sich im netz viral zu verbreiten. facebook,twitter,blog! ohne gehts nicht. 

sie predigen. 
sie gehen mit gutem beispiel voran. 
ich glaube ihnen.
und mache es ihnen gleich.

ich twittere. bei tag und bei nacht. wann immer mir etwas einfällt. wann immer ich es kann. ob journalistisch motiviert oder einfache beobachtungen und geistesblitze als alltagsmenschin, philosophin, denkexotin und zukunftsautorin. 
ich probiere mich aus.

die reaktionen auf meine twitteraktivitäten sind nun ja: heterogen 

mein unmittelbares umfeld ist – gereizt/genervt.
sobald ich über mein handy streife (was entgegen der beschuldigungen nicht andauernd ist!!!) muss ich mich mit statements wie „nicht schon wieder!““boah ey, komm, lass stecken.““das gefällt mir jetzt aber überhaupt nicht....“ zutexten lassen. 

dann habe ich kurz lust, mich auf das niveau zu begeben, mich zu erklären, einen vortrag zu halten, dass dies eben zu meinem beruf dazugehört (siehe: lousy pennies zum thema twitternde journalisten). 
und dass es tatsächlich spass macht und einen zu intellektuellen höchstleistungen anspornt, sich kurz zu fassen (140 zeichen!) und dennoch pointiert zu sein darf ich gar nicht erwähnen. weil spaß und arbeit – ihr wisst schon, das passt halt irgendwie nicht ...zusammen.
aber da es unheimlich zeit- und nervenaufreibend ist, einem uneingweihten mein berufsbild in 3 sätzen zu erklären (unsere aufmerksamkeitsspanne sinkt halt rapide ab), belasse ich es beim schulterzucken. und „arbeite“ weiter.

die twitterer sind derzeit noch: zaghaft. 
oder ignorieren mich. 
trotz unermüdlichen twitterns kann ich die followerschaft überschauen. woran es liegt? das weiß nur die allmächtige (sofern existent). vielleicht gibt es tweet-regeln, die ich nicht kenne. vielleicht sind meine tweets öde. vielleicht habe ich noch nicht den richtigen zwitscher-sprech gefunden. was auch immer das ist, ich suche einfach nicht danach. ich tu einfach, frei nach schnauze. entweder wollen die leute mich lesen, dann wissen sie, was zu tun ist. oder eben nicht. 
ich freue mich über jeden leser. wer nicht folgt, verpasst vielleicht was. ich sag nur: freier wille.


eine kleine studie: die twitter-gemeinschaft


wie jeder eingefleischte ethnologe kam ich nicht umhin, mir die (fremde) twitterkultur genauer anzuschauen. was ich herausgefunden habe, ist nun ja, nicht nur schön...

werbung_twitterer:
diese genossen sind penetrant, sie followen jedem und sofort, ihr ziel stets klar und deutlich vor augen: dran bleiben, werbung machen. für ihr unternehmen. für ihr produkt. ganz ehrlich, ich bin die letzte, die deswegen ganz empört schnauft, schließlich zwitschert hier jeder vom meinem schlag nicht ganz uneigennützig. dennoch fühle ich mich wenig geschmeichelt, schließlich will ich mir die aufmerksamkeit der follower dank meiner denke und schreibe erzwitschern und nicht weil ich ein potentieller kunde bin. aber wann brauche ich schon eine umfassende pick-up-artist-beratung? 

medienmensch_twitterer:
wann immer ein medienmensch meine timeline besucht, und dort verweilt, trommelt mein herz einen sambarhythmus. kollegen! und so viele! und sie bringen nachrichten aus aller welt. ganz ehrlich: die timeline durchzulesen ist wie eine crank-linie zu schnupfen. gleich vorab: ich nehme keine drogen, aber ich kann mir in etwa vorstellen, wie es ist (z.b. hier: crank von ellen hopkins.). glücksrausch, allmachtsphantasien – so geht es mir, wenn ich wissen inhaliere. nach jedem timeline-ausflug in meinem account fühle ich mich high. ich weiß so vieles und so schnell (oft noch bevor es online als text auftaucht). das berauscht. und das macht süchtig.

privatmensch_twitterer:
ok. hier wird’s ambivalent.
da gibt es zum einen absolute freigeister. poeten, philosophen, wortgewandte kreative. denen fühle ich mich verbunden, kann über so manch geniales wortspiel noch tagelang schmunzeln (z.b. von der twitter-königin ada blitzkrieg: „ist jemand von euch schon mal aus der küche ausgetreten?“).

und dann gibt es die schattenseite:

es sind jene exemplare, deren kommentare sich jenseits von gut und böse befinden. beispiele? bitte: aus neugier schaltete ich zu den alljährlichen gladiatorenspielen „deutschland sucht den superstar“ (#dsds2014) und der promi-zweit/???-verwertungsshow „ich bin ein star – holt mich hier raus!“ (#ibes) die entsprechenden time-linien auf twitter.

weil ich wissen wollte, wie es denn nun so ist, ganz „live“ dabei zu sein, wenn die twitterer tv schauen und gleichzeitig darüber reden.

ich muss sagen: ich war entsetzt. schockiert. und desillusioniert.
das niveau, das sich mir dort bot, ist überwiegend – pardon - unterirdisch.
jedes mal nach der sendung habe ich das dringende bedürfnis, mir meine klamotten vom leib zu reissen, sie zu verbrennen und mich einer intensiven duschprozedur zu unterziehen. gereinigt fühle ich mich dann aber immer noch nicht.  

ich bin einem irrglauben erlegen.
dachte, die menschheit wird in 140 zeichen unsere medienwelt geistreich kommentieren. werden konstruktive, doch wenigstens amüsante kommentare posten. 
und flog mit dieser annahme voll auf die schnauze.
von geistreichtum war in diesen time-lines keine spur. stattdessen: häme, gehässigkeiten, schadenfreude, und so manch ein tweet könnte als anstiftung zum auftragsmord durchgehen. (ich sag nur #larissa im dschungelcamp und #gift)

ich. muss. sowas. sehen. weil kulturwissenschaftler so etwas tun. darum.

jetzt könnt ihr natürlich einwenden: „???!!!?!!““was gugst du denn für sendungen???!!!?!!“"schalt halt weg“ oder „wenn du sowas schaust, biste selbst schuld.“
ja, das stimmt. ich muss nicht. und normalerweise bin ich mir stets zu fein dafür (könnt es glauben, oder mir heuchelei unterstellen. ist euer bier. in meinem blog schreib ich die wahrheit.)
der kulturwissenschaftler in mir weiß: er kommt um solche sendungen nicht herum, will er die spezies „mensch“ und sein konstrukt „kultur“ in all seiner ganzheit umfassend verstehen will. das leben und der ponyhof - ihr wisst bescheid. 
darüber hinaus quillt im anschluss die presse und das internet von zusammenfassungen und analysen von diesen medialen großereignissen über.
und dann ist es faszinierend, zu beobachten, wie meinungen gemacht werden. und dafür ist es von vorteil, die quelle im original zu kennen.
ihr versteht schon ;)

#dsds, #ibes oder #lanz sind die dauerbrenner bei läster_twitterern

keiner der teilnehmer kommt gut weg - ob gerechtfertigt oder nicht. 
da wird gelästert, dass einem die (virtuellen) ohren abfaulen und die augen sich nach innen stülpen.

ganz oft lese ich auch was von „fremdschämen“. 

ich hinterfrage jetzt nicht den sinn von #dsds und #ibes - sonst müsste ich das handttuch schmeißen, der begriffsanwendung von (zivilisierter) abendländischer „hochkultur“ auf meine gesellschaft hier nicht mehr sicher. 
ich meine, kommt das, was mir hier als kulturgut geboten wird, tatsächlich von der „krone der schöpfung“? mündet das ergebnis jahrtausendealter menschheitsgeschichte tatsächlich darin, dass wir uns daran aufgeilen, wie andere sich vor den kameras blamieren, sich in tierkadavern wühlen, anus-cocktails herunterwürgen und uns durch ihre genitalwäsche entertainen?
ich hoffe inständig, dass dies nur eine „phase“ ist und unsere gesellschaft nicht auf eine idiocracy zusteuert. (schaut euch den film an. manchmal denke ich, wir sind nur einen katzensprung davor entfernt...)

eigentlich liegt die intention solcher shows klar auf der hand: zuckerbrot und peitsche für das bildschirmvolk, ein bisschen ruhm, vielleicht mal ein one-hit-wonder für die singvögelchen, oder ein dschungekrönchen für die (ex)-promi-kandidaten. 

wofür ich mich, glaub ich mehr fremdschäme, ist eigentlich das, was ich dann auf twitter lese.
dort denke ich im sekundentakt: wtf??? was soll das?? die kommentare. sind. grottenhaft.

klar, menschen wollen ihre meinung frei äußern können. und das ist unser gutes recht. ein menschenrecht. 
doch bei manchen meinungen denke ich: also, das hättest du auch ruhig für dich behalten können. das war jetzt eindeutig unter der gürtellinie. und bei dieser art von kommentaren denke ich: muss das sein???
es geht doch auch anders.
konstruktiver.
sachlicher.
und vor allem netter.

wenn die kommentare wenigstens witzig wären. meistens sind sie es nicht.
meistens hört es sich an, als würde man einem tourette-treffen beiwohnen (wobei die echten tourette-betroffenen wenigstens eine "entschuldigung" haben). 
die große anonymität des netztes wird offenbar gern genutzt, um seine fäkalsprache zu perfektionieren, wild umherzutrollen, und vielleicht den eigenen frust über was-auch-immer an jenen abzuladen, die sich (immerhin freiwillig) in der flimmerkiste zum affen machen.

wenn ich all das lese, dann bin ich – ganz unwissenschaftlich - empört, und meistens eigentlich nur deprimiert und denke: adieu, du land der denker und dichter.
 
die menschen
     enttäuschen mich
mal wieder

weil sie mir das gefühl vermitteln, dass sie noch nicht so weit sind.
mal wieder.

viel zu weit weg davon 
_empathisch zu sein
_wir-bezogen zu sein
_schlicht: menschlich zu sein (so wie ich mir das perfekte mensch-sein vorstelle).

meine hoffnung, dass dies nur eine phase ist, dass dies sich noch ändert – an der halte ich fest.

denn hoffnung stirbt zuletzt.

und mit nietzsches worten:



hoffnung
ist
der
regenbogen
über
den
herabstürzenden
bach
des
lebens.


15 Januar 2014

mittendrin im januar_2014

so, heute wende ich mich mit einer ansprache an euch da draußen, ihr alle, die ihr wie auch immer hier auf meinem blog gelandet seid – seid hier herzlich willkommen!


ich habe diese schreibwiese zwar schon vor langer, langer zeit gegründet – aber der bloggende schreibknoten ist erst kürzlich geplatzt.
bis dahin spielte ich eher ein versteck-mich-hinter-artikeln-spiel, blieb knallhart objektiv, die freche zunge im kopf, doch die tippenen fingerspitzen neutral und gemäßigt.


aber jetzt nicht mehr. ich rebelliere. ich kontrastiere, und vielleicht auch polarisiere. kurzum: ich schreibe was mir gefällt.


ich lese viel. sehr, sehr VIEL. und wie es mit dem lesen so ist - zumindest bei mir - es regt zum (nach-)denken an. 
jetzt sind diese gedanken da, im kopf. keine angst, es sind nicht die monster-gedanken, über die ich letztens in "monster-dressur" schrieb. diesmal sind es die guten ;)


es sind gedanken darüber, wie sehr wir menschen uns von unseren gedanken beeinflussen lassen.
und dass wir oft gar nicht merken, dass wir unser leben um so vieles einfacher, relaxter und erfüllter machen könnten, wenn wir unsere gedanken, das DENKEN, einfach ändern würden. oder sogar radikaler: wenn wir das DENKEN einfach mal SEIN lassen. und dann einfach - sind. 


viele schlaue männer und frauen sind im laufe der menschheit zur erkenntnis gekommen, dass wir, wenn wir nur ein bisschen bewusster unser leben wahrnehmen könnten, wir glücklicher und gelassener wären.


die meisten leben in der vergangenheit und in der zukunft, aber keiner lebt in der gegenwart. das ist der grund, warum alle leiden.“


oft sind es ganz kleine dinge im leben, ganz banale, die – wenn man sie bewusst und bewusst mit allen sinnen tut/erlebt – einem das leben erst richtig lebenswert machen.


ich befasse mich seit meiner jugend (für die pubertät hatte ich dann also auch keine zeit) mit weltanschauungen, und verschiedenen gottesvorstellungen. keine panik, es wird hier keinen religionsunterricht geben. ich komme aus einem atheistischen land,
und das kann man nicht abschütten. mich fasziniert nur dieser gott – was er aus menschen macht, und vor allem, was die menschen aus ihm gemacht haben, und noch immer tun. doch darüber werde ich an einer anderen stelle schreiben.


meine musen und inspirationsgeber für dieses projekt sind: eckhart tolle. halt! bevor hier irgendjemand gleich die nase rümpft und scharlatanerie wittert, sein buch kann man hier umsonst herunterladen. lest wenigstens die seiten 15 und 16. mir hat es damals gereicht, um meine neugier zu wecken. oder wollt ihr nicht auch wissen, wer dieses zweite, böse ICH ist, das in euch haust und euch ständig dinge einredet, die ihr eigentlich nicht haben/machen möchte? ich sag nur, ausprobieren. lesen. und danach entscheiden. 

mein guru mudda.

und – ja – eine bloggerin aus ny, gala darling mit ihrem berühmten „radical selflove project“. ich finde sie irgendwie ... inspirierend.


in „mittendrin im … “ will ich in kurzer und knapper form dinge/ereignisse/gedanken notieren, die mich von meinen sonst so biestigen monster-gedanken befrei(t)en und mein bisher noch so hartes bindestrich-ethnologe-leben versüß(t)en.


und es geht los.


mittendrin im januar_2014“



familientreffen

auch wenn bei großen familientreffen oft die fetzen fliegen, die leichen versteckt und ausgegraben werden, ich kann mir keinen besseren haufen von menschen vorstellen, bei denen ich einfach so sein kann wie ich bin.


silvester
dieses jahr die ganz große überraschung: das silvester war: unspektakulär und toll.


schwimmbad-ausflüge
ob in mann-kind- oder mamafreundin-kinder-konstellation. beide machen enormen spass. dann spielen wir kindern ballschmeißen (wenn die kinder dabei der „ball“ sind, gibt’s fürs vergnügte kindsgejohle einen glückhormon extra).


fingerstempeln-malen
ich geb's zu – eigentlich hat mein sohn das geschenk bekommen. und eigentlich ist es eine so simple idee, dass man nur den kopf schütteln kann, nicht selbst auf solch eine idee gekommen zu sein. nun stempeln wir in regelmäßigen abständen dinos, igel, haie, blumen und fischschwärme. es begeistert mich, es begeistert mich so sehr, dass ich mir vorgenommen habe, diese art "naive malerei" in mein nächstes diy-projekt zu integrieren.


quiche backen
das ist derzeit leibgericht schlechthin. früher machte ich immer einen riesenbogen um alles essen herum, das auch in geringster weise die vorbereitung eines teiges beinhaltete. mittlerweile findet meine family fast jede woche ein neues quiche-exemplar. keine ahnung woher dieser sinneswandel kommt. wahrscheinlich habe ich einfach beschlossen, anders darüber zu denken. und so wage ich mich an haarsträubende kreationen heran. probiert es mal aus und bereitet eurem herzblatt oder schlicht eurem gaumen ein paar sinnliche momente.





14 Januar 2014

museumophil

wer kinder ausschließlich vor dem fernseher parkt, der braucht sich nicht zu wundern, wenn sie später bei den strengsten eltern erfahren, dass ihr steak erstmal aus einem rind herausgeschnitten werden muss. 

ich will zwar nicht behaupten, dass auch ich dieser versuchung nicht widerstehen kann und mein sohnemann sich ab und an zeichentrickfilme reinzieht (pädagogisch wertvolle, versteht sich) aber in letzter zeit hat er mich überrascht, indem er verkündete, er wünsche sich, dass wir mal wieder ins museum gehen.

wow.

ich war schockiert. aber keine angst, es war ein schock der angenehmen sorte. mein sohn interessiert sich für "kulDuuur", und das in seinem zarten alter. ich war gerührt und stolz, kommt er doch diesbezüglich ganz nach der mama :)

innerhalb von drei tagen haben wir in zwei museen unser unwesen getrieben. zuerst haben wir uns die ausstellung der mainzer brezel im stadthistorischen museum in der mainzer zitadelle angeschaut. die ausstellung ist relativ überschaubar. und die infotäfelchen sind sicherlich auch recht interessant und informativ. wenn ich zeit gehabt hätte, sie mir mal in ruhe durchzulesen. aber mister sohnemann fand, trotz seiner enormen liebe zur brezel (mit schnittlauch und butter) fehle der ausstellung der biss...



ich meine, versetzt euch mal bitte in die lage eines kleinen kindes: er geht in ein haus ("museum"), darin dreht sich alles rund um die brezel - für viele kids das suchtmittel schlechthin! ein film zeigt, wie sie hergestellt wird, an großen weißen plakaten haben zahlreiche menschen sich künstlerisch ausgetobt und ihre brezel-versionen verewigt. eine riesige kunststoff-brezel begrüßt die besucher. der appetit ist geweckt, kind will brezel nicht nur sehen, sondern nun auch essen. und dann - nada. nix. die nächste brezelbude ist in der innenstadt, so circa halbe stunde fussmarsch vom museum entfernt. wenn frau da als super-mum nicht vorgesorgt hat, hat sie im schlimmsten fall die nervenaufreibendste halbe stunde bis zur essbaren brezelausgabe.

dann doch lieber zum naturhistorischen museum. da gibt es wenigstens tiere.
tote tiere zwar, aber das nehmen kinder oft noch relativ gelassen zur kenntnis. tiere sind tiere. und tiere sind interessant. egal in welchem zustand. ob zum streicheln, zum füttern, oder zum futtern. 

das naturhistorische museum hat zur zeit eine ratteninvasion. aber eine gewollte. 
die ausstellung finde ich toll, aber ich bin da voreingenommen, weil ich mal in den genuß kam, mit einem solchen exemplar ein paar jahre haut an schwanz zusammen zu leben. 

ratten sind wunderbare tiere, wenn man sich mal überwindet und die uns anerzogenen ekelgefühle vor ihnen abstreift. ich hatte eine schöne zeit mit meiner ratte miss parker. meiner family hat sie das ekeln vor dem rattenschwanz abgewöhnt. das war ganz einfach nämlich, indem sie tagtäglich demonstrierte, was für unglaubliche und notwendige manöver sie dank diesem körperteil vollbringen kann. so manch einer wurde recht grün vor neid... 
wer sich also selbst davor überzeugen will, so kann er dies tun, bis ende januar geht die ausstellung, samt einer quitschlebendigen rattenfamily als anschauungsmaterial. ich hoffe nur, dass sie nachher nicht als schlangenfutter entsorgt werden...

neben dem riesigen rattengehege bin ich dann aber doch noch auf ein rattenexponat gestossen, dessen anblick schwer verdaulich ist.



es ist der rattenkönig. ein haufen ratten, an ihren schwänzen zusammengewachsen. und wahrscheinlich elendlich verreckt. das phänomen trat in vergangenen jahrhunderten immer wieder mal auf und galt dann auch als ein böses omen. kann ich mir sehr gut vorstellen. ich meine versetzt euch in die lage einer holden maid, die den kamin putzt und auf einmal einem wuselnden, quitschenden, krankheitserregerverbreitenden rattenhaufen entgegenblickt. das kräuseln sich sogar mir als überzeugten rattenliebhaberin die nägel.

gut, dass es museen gibt. nun verbringen viele solcher rattenkönige ihr restliches totes dasein als horror-picture-show-freaks und praktizieren glaskastenkunst.

zugegeben, erst war ich entsetzt. aber dann überlegte ich mir, die perspektive zu wechseln. creepy morbide kunst... 
joa, wenn man das so betrachtet, dann ist es wiederum schick. so ein rattenkönig als briefbeschwerer auf dem schreibtisch. 

von dieser ausstellung war der sohnemann recht begeistert. und ich weiß, welche nagetiere er bekommt, wenn die zeit der haustiere kommt :D

text & fotos: von mir