21 Februar 2014

björk, elfen, cool – könnt ihr mir folgen?


ich träume gern.
träume sind ja schäume und mehr kann man sich als berufseinsteigender freiberufler (und auch noch in den was-mit-medien-beruf, herrlich!) in unserer heutigen welt nicht leisten. dann wenigstens ein bad voller schäumender träume nehmen.

also, ich träume gern. und heute erzähle ich euch von meinem traum, irgendwann nach island zu gehen.

wann hat es damit angefangen, mit dieser akuten islandliebe?

ich bin auf spurensuche. und komme unweigerlich auf björk.

ich glaube sie war es. sie und ihre in bruchteilsekunden gänsehaut erzeugende stimme.

seit ich björk kenne, ihre sagenumwoben archaischen stärke ihrer stimme gekostet habe, und ihre videoclips erblickt, stehe ich unter ihrem bann.

aber: nicht ganz unschuldig an meiner passion für diese kleine insel ist auch die geschichte von erla stefánsdóttir. sie wurde, dank deutschen medien! - als elfenbeauftragte von island bekannt, nachdem sie (tatsächlich) vom bauamt der stadt reykjavík den auftrag bekommen hatte, eine karte anzufertigen, damit ja keine menschlichen autostraßen die wohnqualität der elfen beeinträchtigt.
was soll ich sagen. die wissen noch, dass himmel und erde noch ein „dazwischen“ haben.

und zuallerletzt: diese unglaublichen landstriche! die einem die schönheit unserer erde zeigen, und die wir stadtmenschen einfach schon vergessen haben.

aber zurück zur musik. hier kommt eine kurze liste meiner favorisierten isländischen sirenen:


björk ist für mich das personifizierte island. so wie ich mir island eben vorstelle.
sie ist ein musikalisches multitalent, experimentiert viel mit diversen instrumenten, melodien, klängen, der menschlichen stimme.
ihre stimme ist gewaltig, archaisch, ursprünglich, schön. isländisch eben.
darin und in den videoclips spiegelt sich die innigste liebe, die man zum land und zur natur haben kann.

ihr gesangsstil ist – das muss ich eigentlich keinem halbwegs gebildeten menschen erklären – sehr eigenwillig unverkennbar und abartig individuell. mit solcher gewalt ihre liebe zum land und landschaft hinauzubrüllen, das muss man einfach können.
grandios. ich habe gänsehaut.

die liebsten lieder von ihr:

all is full of love



half mir damals, mich an meinem liebeskummer zu laben.
gott, hab ich gänsehaut...


pagan poetry



wortlos glücklich. verfalle sofort in tanzmodus. will einen tanz kreieren. doch jedes mal ist dies ein anderer. eigentlich herrlich. aber un-unterrichtbar. einfach tanzen.

jóga




ebenfalls eine begnadete indipendent-musikerin.
unerhört: sie hat bis vor kurzem gar nichts von ihrem gesangstalent gewusst! tourte mit ihrer band seabear rund um die welt und klimperte auf instrumenten, statt selbst zu singen.
puh, bin ich froh, dass dies der vergangenheit angehört.
denn sonst müsste ich auf diese märchenwelt, die sich mir entspinnt, wenn sie zu singen beginnt, komplett, verschlossen bleiben.

pretty face


ebenfalls gänsehaut.  chapeau!



und schließlich die MAMA.
mari boine singt gehört zum indigenen volk der sami.
in ihrer musik vereinigt sie joik-gesang, jazz, folk und rock – das nennt man auch weltmusik.

in ihren texten geht es u.a. um vergangenheit ihres volkes, denn wie viele andere „wilde“ völker wurden auch die samen unterdrückt, ausgebeutet und ihre eigene kultur beinahe komplett ausgerottet (wikipedia: zwangsenmündigung, einweisung der kinder in staatliche kontrollierte internate).

diese themen besingt sie und betreibt auf diese weise kulturelle vergangenheitsbewältigung.

der autor rüdiger sünner sieht sie als vertreterin eines neuheidentums in der populären musik. sie reaktiviere die spirituelle welt der samen und setze deren schamanische gesangspraxis kreativ um.
und damit hat sie mich geangelt.
mit meiner faszination am schamanismus, das ich auch zum thema meiner abschlussarbeit machte.
bestes lied, um sich auf die schamanische reise vorzubereiten ist:

vuoi vuoi



das sind meine favoritinnen.
meine evergreens.
meine musen.

und irgendwann werde ich dorthin reisen.
und von ihnen lernen.

hey, was wollt ihr - immerhin haben sie die elfen noch nicht aus ihren hügeln vergrault.

19 Februar 2014

entweder ihr esst fleisch – oder ihr heult der kleinen giraffe hinterher. beides zusammen ist schizophren.


genau. wer beides tut, sorry: der ist ein heuchler. und solche mag ich nicht leiden.

jüngst empörte die öffentliche schlachtung einer kleinen giraffe die ganze nation. sofort wurden petitionen für die entsprechende zooschließung gestartet und der zuständige direktor muss seitdem um sein leben fürchten.
„und das soll er auch, diese mistsau“, sagt der wutschnaubende wutbürger, habe er es doch tatsächlich gewagt, ein junges giraffenkalb zu schlachten. und es an die löwen zu verfüttern! und das nicht nur vor einem publikum mit kindern (!) vor ort. sondern sogar noch fröhlich vor den kameras posierend.

als ich das alles beobachtete und las, wurde mein kopf ebenfalls immer dunkler. vor empörung und wut. doch nicht auf den zoodirektor. sondern über diese heuchlerische doppelmoral eines jeden, der dabei mitmacht, petitionen unterschreibt, mordbriefe verfasst - und in gleichen augenblick ne scheibe wurst auf sein brötchen platziert.

jetzt bitte mal ganz ehrlich – was regt ihr euch so auf? doch nicht etwa, weil ihr findet, dass das töten eines tieres barbarisch ist? wenn ja, dann muss ich aber jetzt ganz laut lachen.
jedes jahr werden 800 millionen – zugegeben, weniger exotischen - tiere geschlachtet. schweine, kühe, rinder, geflügel. sie alle leben ebenfalls mitten unter uns. unter unwürdigsten zuständen. eigentlich ist in diesem zusammenhang von „leben“ zu reden, blanker hohn. sie vegetieren vor sich hin. aber uns interessiert es nicht. sie tun dies abseits unserer augen.

diesen tieren weint kein mensch hinterher. im gegenteil. da geht man auf die barrikaden, WEGEN EINEM VEGGIE-DAY in der kantine!!! auch dazu könnte ich mich aufregen. aber stattdessen verweise ich auf den fleischatlas als lektüre. darin enthalten: wertvolle informationen, wie unser fleischkonsum den welthunger entstehen lässt - und was bereits ein tag ohne fleischkonsum für die tiere, die länder des globalen südens und die umwelt bewirken könnte. 

auch kinder haben ein recht auf wahrheit

kinder sind nicht dumm. aber sie werden gerne für dumm gehalten.
klar, fand ich es anfangs ebenfalls fraglich, ob man den kindern schon die wahrheit über den „ursprung“ von fleisch zeigen soll. aber gleich im nächsten augenblick stellte sich mir nur die frage: ab wieviel jahren sollten sie es wissen.
ich teile nicht die meinung, dass man kindern vorenthalten soll, dass tiere geschlachtet werden müssen, um sie zu essen. dass löwen sich nicht von salat ernähren, ist ja schon durchgedrungen. warum also auch nicht zeigen, wie fleisch „entsteht“? tja, und dasselbe gilt auch für ihre eigene bärchenwurst. oder sollen sie wirklich glauben, diese materialisiert sich einfach so auf ihrem brötchen???

in anderen teilen der erde, die wir gerne mal „unterentwickelt“ nennen, sind die kinder da um einiges „schlauer“ als unserereins. sie wissen, dass fleisch von tieren kommt, und dass tiere dafür sterben müssen.

wenn man schon fleisch essen will, dann soll man bitte schön die ganze wahrheit der fleischentstehung kennen. jede andere haltung ist in meinen augen schizophren.

ich selbst bin keine militante vegetarierin und auch keine hippe veganerin. (nobody is perfect - aber ich strebe dahin und komme sicher bald an). ich bewege mich nah an diesen grenzen. ich ernähre mich fleischarm – sofern dies in einem fleischliebenden männerhaushalt eben möglich ist – und achte darauf, dass ich wenigstens „glückliches“ fleisch kaufe.
meinem kitasohn erzähle ich zumindest keine märchen über seine „wuuust“. schließlich ist er die generation, die alles besser machen soll und die fehler der alten nicht wiederholen.

verurteilenswert ist diese grausame massentierhaltungsmaschinerie, die wir entwickelt haben.

verurteilenswert ist die tatsache, dass wir gern die finger in die ohren stecken, die augen verschließen und ganz laut "la la la - was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß" trällern.

man muss nicht komplett auf fleisch verzichten – in manchen gesellschaften ist dies auch gar nicht möglich, siehe z.b. indigene gesellschaften in grönland. was diese menschen aber von uns unterscheidet: sie töten ihre tiere selbst. und sie töten sie, weil sie sonst selbst sterben würden. oder wie soll man in einer eislandschaft kartoffeln anbauen?

ich werde jetzt gar nicht die frage diskutieren, woher wir uns überhaupt das recht herausnehmen, andere lebewesen zu ermorden um sie zu essen. argumente, in welchen die worte "bibel", "gottgewollt", "mensch ist krönung der schöpfung  und "tradition" müssten wirklich getrennt diskutiert werden, das würde wieder mal ein viel zu langer blogeintrag und das erfordert mehr freie zeit, die ich gerade nicht habe. nur soviel: die bibel wurde von menschen geschrieben; was gott gewollt hat, ist vielleicht nicht dasselbe was der mensch in seine worte interpretiert hat; und traditionen sind erfindungen. wer's nicht glaubt, der tut mir zutiefst leid und dem sage ich: es gibt hierzu massenhaft literatur.

wir sollten – wenn wir auf fleisch nicht verzichten wollen – eben auch manns und weibs genug sein, und dem tier, das wir essen, in die augen sehen können. wir sollen dem tier dankbar sein, dass es sein leben für unseres hergibt.

ihr habt vielleicht gemerkt, ich habe mich mit dem thema schon mal beschäftigt.
der darunter folgende artikel erschien letztes jahr im magazin, das sich „heute leben“ nennt.
hier die (fast) originale version:


Ein Dank an das Leben – was wir von Schamanen lernen können

Das Essen gehört zu den Grundbedürfnissen eines jeden Lebewesens. Ohne Nahrung kein Leben. In frühen Jagdgesellschaften führte dieses Wissen dazu, dass den erlegten Tieren als Lebensspender großer Dank gezollt wurde. Unser Verhältnis zu den Nutztieren, den „Fleischlieferanten“ ist jedoch zu selbstverständlich geworden - und bedarf einer gründlichen Revision.

Der Sommer neigt sich dem Ende zu, die Ernte ist eingesammelt, und Kühe und Schafe sind von ihren Sommerweiden sicher in die Ställe zurückgekehrt. Am Abend versammelt sich die Familie vor einem reich gedeckten Tisch. Alle nehmen Platz ein, die Augen ruhen auf dem lecker duftenden Braten, der einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Doch bevor alle beherzt zu Gabel und Messer greifen, wird ein Dankgebet gesprochen: „Segne Vater diese Speisen, Amen.“

Für das Essen, das auf dem Tisch steht, zu danken, diese Praxis ist auch heute noch in den Hochreligionen üblich. Mittlerweile leben jedoch viele Menschen, in deren Leben Religion kaum eine Rolle spielt und die kein transzendentales/göttliches Wesen als Verursacher eines reichlich gedeckten Tisches anerkennen, dem sie sich zu Dank verpflichtet fühlen. Mal ganz ehrlich – wer spricht heute schon mal ein Dankgebet, bevor er in sein Brötchen beißt oder sein frisch gegrilltes Steak verspeist?

In der Tat – wenn wir um uns schauen und sehen, wie wir heute mit den Nahrungsmitteln umgehen, dann kann von Dankbarkeit kaum die Rede sein. Lebensmittel werden weggeworfen, weil sie den von der Wirtschaft vorgegebenen Normen nicht entsprechen – nur gerade Gurken verkaufen sich gut, die krummen landen direkt in der Mülltonne, in Restaurants wandern halb verzehrte Schweinehaxen zurück in die Küche, wo sie auf der Stelle entsorgt werden, denn dies noch zu essen schickt sich nicht.

Diese Wertschätzung für die Gaben der Natur - insbesondere für die Fleischprodukte - ist uns abhanden gekommen. Daran schuld ist nicht nur der Überfluss - dank Massentierhaltung brutzelt oder schmort in unseren Küchen anonymes Fleisch, das in keiner Weise mehr daran erinnert, ein Lebewesen gewesen zu sein.

Jagdmagie bei den schamanischen Gesellschaften

Früher war das anders. In Zeiten, als Menschen noch Jäger und Sammler waren - als das Beschaffen von Nahrung ein tägliches Muss, eine erfolgreiche Jagd für den Fortbestand der ganzen Gemeinschaft überlebensnotwendig – hatten sie zu den Tieren, die sie jagten eine besondere Beziehung.

Schon bevor sie zur Jagd aufbrachen, versuchten sie, durch magische Rituale mit den Geistmächten, den „Herren“ der gejagten Tiere in Kontakt zu treten. Dies war die Aufgabe von Schamanen. Sie waren religiöse und oft soziale Oberhäupter in ihrer Gesellschaft, vereinten vielerlei Funktionen, die allesamt dem Fortbestand der Gemeinschaft dienten. Auch der Erhalt der Nahrungsquellen gehörte dazu. Also wurden Schamanen konsultiert, um herauszufinden, wo sich die Jagdtiere befanden. Verlief eine Jagd erfolglos, war es die Aufgabe des Schamanen, nach der Ursache zu suchen. Dies taten sie, indem sie im Zustand einer Trance, bei der sich die Seele des Schamanen vom Körper trennt zu den Geistmächten reisten, um diese zu versöhnen und darum zu bitten, die Tiere für die Jagd freizugeben - denn nur jene Tiere, die von den Herrengeistern eigens dazu bestimmt waren, konnten auch erbeutet werden, schreibt der Ethnologe Klaus E. Müller in seinem Einführungswerk über den Schamanismus.

Die erlegten Tiere waren also dazu auserkoren, so der Glaube in schamanischen Gesellschaften, ihr Leben für das der Menschen zu opfern. Dafür dankte man ihnen auf verschiedene Weisen, etwa indem man versuchte, alle Bestandteile des Tieres zu verbrauchen. So wurde nicht nur das Fleisch zubereitet und verzehrt, sondern auch die Innereien; aus Fellen wurde Kleidung hergestellt, aus Zähnen und Federn Schmuck oder Verzierungen für die zeremoniellen Gewänder.

Die Knochen der Tiere jedoch legten die Schamanen, so etwa in den indigenen Gesellschaften Zentralasiens, in der Wildnis wieder aus - und gaben somit dem Herrengeist der Tiere die Möglichkeit, diese wieder mit Fleisch zu bedecken und zum neuen Leben zu erwecken.

Schamanismus als Lehre vom Leben in Einklang mit der Natur

Schamanen waren Magier – sie waren Vermittler zwischen der Welt der Menschen und der Welt der Geister, vermochten mit Natur(mächten) in Kontakt zu treten und diese zu Gunsten ihrer Gemeinschaft beeinflussen. Sie waren Heiler, Weissager und Bewahrer der Geschichte ihres Volkes. Ein solches Bild von ihnen kristallisierte sich zumindest im Laufe der europäischen Auseinandersetzung mit dem Phänomen genannt Schamanismus.

So verwundert es nicht, dass der Schamane - ein Mensch, der offenbar ein Leben im Einklang mit der Natur, als ein Teil von ihr, zu leben vermochte – zum "edlen Wilden" schlechthin hochstilisiert wurde und viele Menschen des euroamerikanischen Raums, die von den Errungenschaften der Aufklärung und der modernen, säkularen Zivilisation enttäuscht, sich mit ihm und seiner Weltanschauung zu identifizieren suchten.

Heute erfreut sich das Phänomen Schamanismus in westlichen Gesellschaften einer hohen Popularität. Insbesondere zwei Personen waren maßgeblich daran beteiligt, dass die Auseinandersetzung mit dem Schamanismus die Universitäten verließ und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde: Mircea Eliade und Michael Harner. Beide erforschten schamanische Kulturen und kamen zu der Schlussfolgerung, dass es sich im Schamanismus um ein religiöses Ur-Phänomen, eine archaische Spiritualität handelt. Den Schamanen kam hierbei eine zentrale Rolle zu: sie hatten die Fähigkeit, mit dem Heiligen in Kontakt zu treten. Früher, in einer Zeit vor unserer Zeit (bevor es überhaupt eine Menschheitsgeschichte gab), war jeder Mensch - so der Religionswissenschaftler Mircea Eliade - in der Lage, diesen Kontakt zum Heiligen selbst herzustellen. Doch ging diese Fähigkeit, wohl aufgrund eigenen Verschuldens, verloren. Nur Schamanen behielten diese Fähigkeiten. Doch sowohl Eliade als auch der amerikanische Anthropologe Michael Harner waren sich sicher:Jeder Mensch könne den Kontakt zum Heiligen herstellen, in jedem Menschen schlummert also „schamanisches Potential“. Es muss nur offen gelegt werden. Und so gründete Harner in den 1980er Jahren die "Foundation for Shamanic Studies", die erste Schule, in welcher Interessierte und Sinnsuchende aus aller Welt – vorgeblich aber aus westlichen Gesellschaften - das schamanische Weltbild und die archaischen "Ekstasetechniken" erlernen konnten.

Eben diese Aussicht – nämlich mit dem "Heiligen" (wieder) in Kontakt zu treten, und sich als Teil eines großen Ganzen zu fühlen - erklärt wohl das große Interesse und die Faszination an dieser uralten, noch dazu "exotischen", da außereuropäischen, Weltanschauung. Hierin hat jeder seinen Platz, die Welt ist nicht bloß tote Materie, sondern ist belebt – und in allen Dingen, die uns umgeben, atmet das Leben, dem es mit Respekt zu begegnen ist.

Wir müssen wieder lernen, zu danken und das Leben zu ehren

„Tatsache ist, dass unser menschliches Essen komplett aus Seelen besteht,“ erklärte einst ein Schamane dem Polarforscher und Volkskundler Knud Rasmussen.

All die Kreaturen, die wir töten und essen müssen, alle, die wir erschlagen und zerstören müssen, um daraus Kleidung für uns selbst zu machen, sie alle haben Seelen, so wie wir.“

Mit diesem Dilemma - nämlich Leben nehmen zu müssen, um Leben zu geben – haben sich die Menschen, insbesondere in Jagdgesellschaften, schon immer beschäftigt und sich in sakralen Ritualen von dieser „Schuld“ zu befreien versucht. Wenn wir aber die Steaks bereits abgepackt, die Hähnchenbrustfilets enthäutet und zurechtgeschnitten, die Rinder und Schweine als Hackfleisch an der Fleischtheke abholen, so vergessen wir allzugerne, dass es sich um Lebewesen handelt, die in gewissem Sinne ihr Leben für das unsere hergegeben haben. Und dies gilt es, sich wieder in Erinnerung zu rufen.

Dankbar zu sein, demütig anzunehmen, was uns die Natur beschert – dies wäre zum Beispiel eine Möglichkeit, zu zeigen, dass man das Leben, die Schöpfung – und durch sie auch Gott (was nichts anderes als LEBEN bedeutet) – ehrt. Und auch wenn wir heutzutage nicht mehr selbst auf die Jagd gehen müssen und den gejagten Tieren in die Augen schauen, so können wir dennoch was von den Schamanen von damals und heute abschauen und Gottes Schöpfung nicht bloß als tote Materie wahrzunehmen, sondern als belebtes Sein.

Dankbarkeit wäre ein wünschenswertes Ziel.







18 Februar 2014

im schaurausch

ein sehr schönes tool, dies pinterest. 

nutze es von nun an als ideenschmiede für mein künftiges paradies auf erden. 

Schau dir misss Profil bei Pinterest an.

irgendwie muss man sich das leben ja schmackhaft machen.
und wer ist sonst so noch pinteressiert?

mein wort zum sonntag...

...mache ich auch mal an einem dienstag. ich bin da nicht so fixiert. zumal ich bereits schon auf anderen kanälen verkündete, dass wochenenden bei menschen mit kind alles andere sind als gemütlich auf couchpotato zu machen.

beispiel gefällig? ihr habt es so gewollt.

freitag: powernachmittag in einer kletterhalle. sohnemann entdeckte sein talent fürs bogenschießen. dass er klettern mit links schafft, das wusste ich schon längst, schließlich ist sein lieblingsheld ein gewisser spinnenmann (kommentar vom sohn: "tssssssss"). bogenschießen hingegen war eine sensation. immerhin traf er die zielscheibe öfters als ich. vielleicht lag es aber auch daran, dass er alle meine pfeile verschoss...

samstag: geplant war eigentlich eine kleine essensrunde (raclette!!!) mit meinen freunden. doch, wie es so ist, sohn riß die gesamte aufmerksamkeit auf sich. mit seinem coolen zelt. nun ragt es mitten im wohnzimmer und ich überlege,  ob ich dafür schon miete verlangen dürfte...

sonntag: das mainzer naturkundemuseum hat ein kinderprogramm angeboten - vögel basteln. gute idee, dachte ich, das kind kommt wieder unter seinesgleichen, trifft freunde und hat sich zugleich in einer wissensproduktionsstätte kreativ betätigt. was will man mehr? doch leider habe ich die rechnung ohne meinen sohn und seine kumpels gemacht. sie fanden basteln oberlangweilig und zogen es lieber vor, durch die museumsräume zu rasen und die ausgestopften tiere "guuuselig" zu finden. und das in einer lautstärke, dass es mir bis heute noch in den ohren nachhallt.

und so hole ich mir die wochenendruhe einfach nach. wobei die "ruhe" darin besteht, dass ich vorm laptop sitze, mit offenen dokumenten zu texten: für den blog, für meine  vorhandenen (und zukünftigen) auftraggeber, für das erste kreative schreibprojekt. und daneben: ein sudelbuch mit gedanken über mensch, gott/das göttliche und die welt.

zur ruhe zu kommen ist eine kunst, die ich noch nicht beherrsche. leider. es gibt viele dinge, über die ich schreiben will. und es gibt viele dinge, über die geschrieben werden muss.

denn: eigentlich gibt es auf dieser welt so viel wunderbares, so viele menschen, die gutes wollen und gutes tun. nur sehe ich sie zur zeit nicht. stattdessen viel dunkelheit. viel ungerechtigkeit  viel leid. und zerstörung.

und ja, dann verliere ich kurz den glauben an das gute im menschen. und wenn das passiert, dann muss ich innehalten, mich an etwas festklammern, was hoffnung macht.

oft sind es weise worte von weisen menschen. heute sind es diese hier: 


mehr ist dem nicht hinzuzufügen.
lasst es wirken.

17 Februar 2014

über gott und die welt – und die sexuelle vielfalt darin

ich ärgere mich. 
goethe sagte mal: "was ich denke, sage ich und verbrenne meinen ärger in meinem atem."
goethe war ein schlauer mann, ich gebe ihm recht, und folge seinem rat.

ich möchte nochmals betonen, dass dies hier meine  persönliche meinung ist. roh und unzensiert. und auch emotional gefärbt. aber bevor ich platze, schmiere ich lieber das internet voll und kann dann beruhigt zum tagesgeschäft übergehen.


ausgangslage: neue unterrichtspläne für sexuelle vielfalt

ganz deutschland ist mal wieder empört. im schulunterricht soll sexuelle vielfalt gelehrt werden. die kinder sollen nun erfahren, was sie ohnehin schon dank der medien und sozialen netzwerke kennen: die menschen sind nicht nur heterosexuell. sondern auch homosexuell, bisexuell, transsexuell, intersexuell und transgender. sie werden nun erfahren, dass sich nicht zwingend nur männlein in weiblein verlieben, sondern dass von zeit zu zeit sich einfach menschlein in menschlein verlieben.
die liebe kennt plötzlich keine grenzen und schert sich nicht um unterscheidungen wie „mann“ und „frau“.

reaktionen auf die lehrpläne: nach dem motto „empört euch!“

die mehrheit regt sich auf, geht auf die barrikaden, schreibt petitionen.
die einen befürchten: ihre kinder werden homosexuell „gemacht“.
die anderen fürchten um den fortbestand der menschheit.
wenn nun die sexuelle vielfalt als „normal“ angesehen wird, und es massiv zum anstieg von gleichgeschlechtlichen und „unfruchtbaren“ paaren kommt, dann werden wir - oh mein gott – als menschheit aussterben!

traute zweisamkeit, in stein gemeißelt?

und generell: die mehrheit regt sich darüber auf, dass hier minderheiten ankommen und sich was erlauben. wie etwa ein recht darauf, ihr leben so zu leben, wie sie es für richtig empfinden. freiheit. ein leben ohne als „abnormalität“ am rande der gesellschaft „geduldet“ zu werden.

das problem: vergessen wird, dass „normal“-sein aushandlungssache ist

all jene protestler fallen einem großen mythos zum opfer: nämlich dem, dass das, was sie als „die normalität“ bezeichnen, universell gültigkeit hat.
nur weil ein großteil der beziehungen die mann-frau-konstellation ist, wird dies als die norm bezeichnet. und alles andere ist eine abweichung, ohne berechtigung auf gleichberechtigtes dasein.

jene, die unterschiedliche sexualle orientierung nicht akzeptieren wollen, argumentieren gerne auch mal mit der heiligen schrift und sagen, gott habe mann und frau geschaffen, auf dass diese sich vermehren. so stehe es in der bibel.

nur
vergessen sie
dass menschen auf der erde schon lange existierten
auch VOR der bibel.

im alten ägypten. im alten rom. in griechenland.

und dass schon damals dort gleichgeschlechtliche beziehungen gang und gäbe waren waren. man braucht nur die alten artefakte sich anzuschauen – auf vasen, tellern, urnen, hieroplyphen, mosaiken, statuen und skulpturen finden sich allemal menschen gleichen geschlechts in eindeutigen posen. also bitte, ich wage es wirklich zu bezweifeln: wenn solche beziehungen damals so skandalös gewesen wären, dann würden sie doch nicht solche alltagsgegenstände zieren, oder? sexuelle vielfalt – damals schien dies normaler zu sein als heute.
normalität ist aushandlungssache.

früher war es normal, sklaven zu halten.
heute würde man mich dafür ins gefängnis stecken. und ich würde wunderschöne shitstorms und hassbriefe mit morddrohungen bekommen.

angst vorm aussterben der eigenen art: weniger ist mehr

dann gibt es tatächlich menschen, die angst haben, dass sie als spezies aussterben?
bei diesem gedanken kann ich nicht mehr sachlich bleiben - sorry, da müsst ihr jetzt durch...

schauen wir uns doch mal an, was wir, die spezies mensch, der homo sapiens, die krone der schöpfung auf dieser uns von gott gegebenen erde treiben:

_wir zerstören unseren lebensraum durch ausbeutung von natürlichen ressourcen

>> wir haben keinen respekt vor der erde

_wir haben riesige technologien entwickelt, um tiere, die wir essen, möglichst effizient – und das heißt auch möglichst grausam – auszubeuten. (ich bin nicht komplett gegen tiere-essen, aber massentierhaltung gehört abgeschafft. für immer. fleischverzehr soll wieder die ausnahme werden. und nicht die regel.). wir quälen tiere für kosmetika!!!das muss man sich doch mal geben. für bunte farbe, die wir ins gesicht klatschen, um uns „schön“ und „attraktiv“ zu finden. also bitte – darauf könnten wir doch LOCKER verzichten!

>> wir haben keinen respekt vor anderen lebewesen

_wir führen kriege gegeneinander. wir morden und vergewaltigen. wir vergehen uns an kleinen kindern.

>> wir haben keinen respekt vor unseresgleichen

wenn ich mir dies alles anschaue, dann schäme ich mich dafür, zur spezies mensch dazuzugehören.
und angesichts dieser höchstleistungen von uns, höchstentwickelten spezies denke ich mir manchmal, wir könnten locker weniger sein. eine erneute sintflut wäre ein segen für unsere erde...

und ok - ich habe auch andere, „objektivere“ gedanken.
ich glaube nicht daran, dass wir als menschheit aussterben werden – unkraut vergeht bekanntlich nicht. klar, gleichgeschlechtliche paare können (oft) keine eigenen kinder gebären. aber sie können welche adoptieren. es gibt weiß gott wieviele kinder auf der welt, die ohne eltern aufwachsen. denen ist es egal, ob sie von einer frau und einem mann erzogen werden oder von zwei frauen oder zwei männern oder von jemandem, der sich weder noch fühlt. das wichtigste ist – sie haben menschen um sich, die sie lieben und die sich um sie kümmern. wenn sie zu hause einen „mangel“ an einem bestimmten geschlecht haben, dann „kompensieren“ sie diesen spätestens wenn sie in die kita, schule, oder in einen sportverein gehen. das wichtigste, was diese kinder brauchen, ist das gefühl, geliebt zu werden.
punkt.

...und nochmal zurück zu gott

und jene, die mir mit gott und der bibel kommen und sagen, gott habe es so gewollt, dass nur frau und mann sich zu paaren zusammenschließen dürfen. all denen sage ich nur eins: och komm, geh weg.

ich werde dies jetzt nicht groß aufreißen, denn dann würde ich die büchse der pandorra aufmachen und dazu habe ich jetzt schlichtweg keine lust.
dann müsste ich bei adam und eva ausholen – ach was, noch weit früher - durch die menschheitsgeschichte galoppieren und euch mal vor augen führen, was gott angeblich schon alles gewollt und gesagt und gemacht hatte. erstaunlicherweise änderte sich das je nach zeitepoche, den vorherrschenden denkparadigmata und den herrschenden menschenmassen …
was die menschen schon für unheil, tod und verderben gebracht haben, alles im namen von gott, darüber könnte ich stunden, tage, monatelang diskutieren und doch nicht auf den gemeinsamen konsens kommen.

belassen wir es einfach dabei. ein ganz wunder punkt, viel zu diskutieren, und hierzu zum jetzigen zeitpunkt von mir nur soviel: auch die bibel ist ein werk der menschen und darf nicht unabhängig von menschheitsgeschichte und der entstehungsregion betrachtet und interpretiert werden!

LIEBE ist grenzenlos. und geschlechtslos.

jeder, der schon mal geliebt hat, muss doch eigentlich wissen, dass ein leben ohne liebe kein leben ist. es ist nur bloßes existieren.

nehmen wir an, soweit hat die bibel nicht gelogen:
gott hat die erde und alles, was auf ihr herumkreucht und fleucht erschaffen.
und dann auch noch die menschen.
im christlichen glauben nennen wir ihn deswegen auch „papa“, und im vorchristlichen war es die „mama“ (was eigentlich logischer ist, aber naja...).

und nehmen wir mal an, ihr seid ebenfalls ein papa oder eine mama: liebt ihr euer kind denn nur dann, wenn es das tut, was ihr wollt???
und wie ist es mit dem freien willen?

eben derselbe gott hat uns nämlich einen gegeben. einen freien willen. für jeden. lest es nach. so steht es geschrieben. ein freier wille, auf dass wir es verwenden.

warum gibt man einem etwas und darf es nicht benutzen?

ihr merkt es doch selbst: sobald einer kommt und euch vorschreiben will, was ihr zu tun habt, dann rebelliert ihr. (ich bin genauso...)

meine vorstellung von gott ist eine solche: gott erschuf den menschen, gott gab ihm den freien willen – und gott verbietet nicht, diesen zu benutzen.

auch wen wir lieben, entscheiden wir selbst. SOLANGE dies auf GEGENSEITIGKEIT beruht! (also keine ausrede für pädophile oder sodomisten hier!)

solange zwei - oder mehr – erwachsene menschen sich einig sind, wen und wie sie lieben und (zusammen-)leben wollen, warum soll sich da ein außenstehender (kirche, staat, whatever) einmischen?

wenn nun einer hetero ist, oder homo, oder bi, oder inter oder generell alles und nichts von alldem, sondern einfach nur ein mensch, der lebt und liebt – dann ist es einfach so. und man braucht hierzu nicht seinen senf dazugeben. keiner wird gezwungen. du willst hetero sein? dann sei es. du willst dein kind davor schützen, dass es etwas über sexuelle vielfalt erfährt? dann musst du es in eine schall- und blickdichte kiste setzen und es drin lassen, bis es achtzehn ist. oder aber du gehst offen mit den tatsachen auf der welt um, du klärst es auf, du kannst auch gerne sagen, dass du es nicht gut findest. aber was du auf gar keinen fall machen kannst, machen solltest ist: dem kind verbieten, seine eigene meinung zu bilden.

es ist auch müßig, sich den kopf zu zerbrechen, warum die liebe so fällt wie sie fällt. es ist zufall, schicksal, genetische disposition, umwelteinflüsse, erziehung, göttliche fügung? who cares? es ist wie es ist.

und wenn die kinder in der schule sexuelle vielfalt lernen, dann nenne ich es aufklärung. und nicht beeinflussung oder bevormundung.

die welt ist halt nicht schwarz -weiß, obwohl das viele menschen gerne so sehen möchten.
aus diesem grund verstehe ich auch die aufregung.
es ist ja einfacher, wenn die welt schwarz weiß kategorisiert wird. hier frau, dort mann. hier ja. dort nein. so übersichtlich.
aber dass diese kategorisierung auf kosten von anderen menschen tun, die unter den vorherrschenden schwarz-weiß-rastern leiden, das wird gerne ausgeblendet.

viele menschen haben angst.
angst vor veränderungen.
weil menschen einfach träge sind.
sie sind bequem.
sie wollen, dass alles so bleibt wie es ist.

doch das gute ist: irgendwann werden sie zu träge sein, zu protestieren. sie werden sich langsam aber sicher daran gewöhnen.
und dann wird es irgendwann heißen: och wirklich? ihr hattet heute gelernt, was transsexuell bedeutet? ...aha, hmmmm, … gut gut, reichst du mir bitte die kartoffeln?


"liebe ist alles, alles was wir brauchen" (rosenstolz)

weitere gute artikel zum thema:


"homophob?muss nicht sein" von ulrich klocke.

und wenn es nun nicht vorrangig um sexuelle identitäten geht, sondern um partnerschaftsmodelle, fand ich im interview mit den beiden psychologen lisa fischbach und  holger lendt das gedankenspiel interessant, was passieren würde, wenn wir die LIEBE in den mittelpunkt stellen würden. und verwechselt nun bitte nicht liebe mit lust.

und weil es nur darum geht und das leben lebenswert macht: "liebe ist alles" von rosenstolz.




15 Februar 2014

mittendrin im februar 2_2014

februar. eigentlich ein recht ungemütlicher monat noch dazu einer mit "makel", hat er doch bei der vergabe von tagen den "kürzeren" gezogen. nichtsdestotrotz war in diesem jahr der februar ein glücksmonat für mich. ich habe eine zusage für die journalistenschule bekommen! das bedeutet ein schritt mehr zu meinem traumberuf (ist mir egal, wenn vom aussterben von print die rede ist: ich will schreiben und die welt aufrütteln, verdammt!)  abgesehen davon waren folgende sachen mein pures glück:

home-karaoke
ob marina and the diamonds (i am not a robot), christina aguilera (fighter), rihanna (diamonds) oder einfach die playlist der best-of-90er - singen ist balsam für die seele - klingt abgedroschen, ist aber so. dafür brauchst du keinen bohlen mit seiner farce von talentshow und auch nicht the voice - obwohl ich zugegebenermaßen ein fan von diesem format bin. ich will kein sing-star sein, eine kleine verrauchte nachtbar würde mir schon reichen ;) bis dahin singe ich mit meiner band "youtube". die gibt mir den nötigen instrumental-background. und ich habe danach vielleicht mal einen kamillentee nötig für meine strapazierte kehle - aber das pulsierende glück in meinen adern ist mir ausgleich genug.

engagiert sein
schon längere zeit fröne ich einer bisweilen sadomasochistischen praktik: ich sammle vorträge. interessante vorträge. gesellschaftskritische, kulturell spannende vorträge. vorträge, die dann anschließend ohne meine anwesenheit verstreichen, da sie zu zeiten stattfinden, an denen das kind aus der kita kommt und ich in meiner funktion als mama gebraucht werde.
so verstreichen beinahe 90% der vorträge, lesungen oder abende – ohne meine anwesenheit. normalerweise. diesmal war es anders. ich hatte sozusagen narrenfreiheit, da meine männers ihren bildungs- und erfahrungshorizont außer haus erweiterten. für mich hieß es: der herd bleibt aus, gegessen wird vor offenem kühlschrank und über der spüle. und ich habe mir zwei vorträge anhören können. den einen von niko paech zum thema wachstumskritik - den habe ich auch ausführlich verschriftlicht und stehe in den startlöchern, mein leben umzukrempeln. und ich war endlich mal beim infotreffen von amnesty international. 

tanzen
ich LIEBE tanzen. das habe ich immer schon getan. ob privat oder semiprofessionell in der tanzschule. und immer wenn ich gerade nicht selbst tanzen konnte, habe ich zu tanz und tanzen einfach was geschrieben. aber in den letzten wochen war ich mal wieder die discos unsicher machen. ich werde darüber noch schreiben und schreiben, bald. bis jetzt soll reichen, zu wissen. immer und immer wieder: bewegung zu musik ist religion für mich.

häkeln
decken häkeln ist aus vielerlei gründen befriedigend: zum einen kann man auf die weise immer recht gut restwolle verwerten - und ich bin ein großer fan von (wieder-)verwertung von produkten, die aus kostbaren ressourcen unserer erde geschaffen wurden. zum anderen wird man beim häkeln viel schneller mit einem ergebnis "belohnt" als etwa beim nähen oder stricken (habe schon alles ausprobiert, ich weiß wovon ich rede...). derzeit sitze ich an einem neuen diy-projekt: eine bunte flower-power-häkeldecke soll mein schwarzes sofa verschönern. und dies nimmt langsam form an. 

10 Februar 2014

sagt mir nicht, dass ihr so ein leben geil findet!


40-stunden arbeiten, womöglich in einem unliebsamen job, geld scheffeln und es gegen waren und dienstleistungen umzutauschen, die man „eigentlich“ nicht braucht – so sieht das leben von vielen im 21. jahrhundert aus. und warum? weil der belzebub im schlipsanzug uns glauben macht, dass dieses produkt - und nur dieses!! - aus uns glückliche buddhas macht. aber nur, solange der vorrat reicht und solange, bis das neue smartphone das alte binnen eines augenzwinkerns(!) zu unnützem sondermüll degradieren lässt. wir konsumieren und konsumieren, ersticken in kleidung, asseccoires und elektroschnickschnack, verlieren den überblick, weil es ja schon die jeans nummero sieben ist, die wir in diesem jahr gekauft haben. und zeit, um die neue jeans, neues smartphone oder neue tasche mit genuß zu tragen, haben wir erst recht nicht. denn die sind ja morgen schon wieder alt...

ganz ehrlich – das kann doch nicht tatsächlich der sinn des lebens sein, oder? arbeiten, um zu konsumieren. konsumieren, ohne zeit zu haben zum genießen. ich bezweifle, dass dieser lebensstil einen menschen auf dauer glücklich macht. keine ahnung, vielleicht liegt es an meiner hippievergangenheit (ähm...julia...von vergangenheit kann keine rede sein..) oder hängt mit meinem beruf als „weltverbesserin“ - in fachkreisen nenn ich mich dann „ethnologin“ - zusammen, aber ich habe ganz stark den verdacht, dass uns dieses leben, so wie es bisher läuft, nichts weiter bringt als vorzeitige vergreisung mit burn-out, riesige müllhalden unter giftigen dunstwolken - und eine lebensfeindliche erde.

da ich nicht vorhabe, still und leise darauf zu warten, sondern ein teil jener bewegung zu werden, die sich für einen wandel einsetzt, hin zu einer co-existenz von mensch und umwelt – eigentlich ist dies der ursprungszustand eines menschen, als teil der natur!! - habe ich mir den vortrag

befreiung vom überfluss: es geht auch ohne wirtschaftswachstum“

von niko paech einverleibt.

und ich muss sagen: ich war danach nicht mehr dieselbe. ein gedanke machte sich breit: paech for president! zwar verfüge ich, was postwachstumsökonomie und wirtschaftswachstumkritik angeht über enormes halbwissen, das ich gerade wegen meinem neuen job zu fachwissen upgrade, umso dankbarer war ich, diesen vortrag anzuhören. kurzum: ich war begeistert, überwältigt und erstaunt, und was ich da gehört habe, wollte ich euch hier - durch meine subjektiven gedankenporen hindurch gefiltert - wiedergeben.

es war am 5.februar 2014 in mainz. tatort: campus. ich begab mich zum hörsaal meiner lieblingsuniversität, bis an die zähne mit laptop und smartphone gewappnet, versteht sich. ich gehe nie zu vorträgen oder lesungen OHNE etwas zu schreiben dabei zu haben. unverständlich, wer sowas tut. die bude war, gelinde gesagt, proppenvoll. wildfremde leute saßen eng aneinander geschmiegt, später, als die sitzreihen nichts mehr hergaben, stapelten sie sich weiter auf den treppen im gang.

offensichtlich interessiert sich das volk für solch unerhörtes thema wie kritik am wirtschaftswachstum... ich zumindest freue mich über diese beobachtung. bei mir ist es zumindest zum teil berufsinteresse. der rest war der mensch in mir.

niko paech ist offensichtlich der star-wirtschaftswissenschatler und der wachstumskritiker der seinesgleichen sucht. hier ein paar indizien aus seiner vita:
_ vertritt den lehrstuhl für produktion und umwelt an der carl von ossietzky universität in oldenburg
_ forscht und lehrt in den bereichen: klimaschutz, nachhaltiger konsum, umweltökonomik, nachhaltigkeitskommunikation und postwachstumsökonomik
_ ist vorsitzender der vereinigung für ökologische ökonomie (vöö)
_ ist mitglied im post fossil institut (pfi)
_ ist mitglied im kompetenzzentrum bauen und energie (kobe)
_ bekam einen journalistenpreis
_ ist autor des buches „befreiung vom überfluss“
_ und und und

als ich ihn dann vorne am pult stehen sah, dachte ich: coole socke, aber sowas von.
wirkt sehr jugendlich, trotz 1960er-baujahr – vielleicht hält ja so eine protestattitüde und engagement jung?

der vortrag greift ein thema auf, das wohl immer wieder diskutiert wird, aber bei der großen mehrheit der wirtschaftsheinis scheinbar auf taube ohren stösst: postwachstumsökonomie.

ganz unverblümt veranschaulichte paech uns die lügen, die uns otto-normal-menschen seit jahrzehnten (oder gar jahrhunderten??) seitens der wirtschaft propagiert wird:

lüge 1: wirtschaftswachstum wird nachhaltiger und klimafreundlicher, wenn wir nur genügend technischen fortschritt vorantreiben, bessere technologien entwickeln, grünere autos bauen, etc.

lüge 2: ständiges wirtschaftswachstum wird uns glücklicher machen und soziale sicherheit bringen.

das alles sei großer mummpilz, findet paech (auch wenn er sich natürlich anders artikuliert, aber wir sind hier auf meinem blog, nicht vergessen ;))

die mär vom grenzenlosen wachstum...
...ist ein großer pustekuchen, denn: schon jetzt stoßen wir an grenzen.

ressourcen_grenzen
wir stehen vor einer verknappung von ressourcen (fachbegriff: „peak everything“). dabei ist längst nicht nur das öl gemeint, sondern auch andere essentielle ressourcen wie metalle und seltene erden (wegen coltan, das in jedem handy oder smartphone gebraucht wird, werden in afrika kriege geführt), trinkwasser - auch in europa und landflächen zum anbau von nahrungsmitteln – in deutschland!

glücks_grenzen
ein mantra, dass immer wieder gepredigt wurde war: materieller wohlstand wird unser leben erleichtern, was dazu führen wird, dass wir zu glückskeksen mutieren.
fehlanzeige, sagt paech.

zwar geht es uns, was materiellen wohlstand angeht, besser – das, was sich in den 1980ern-90ern nur die oberschicht sich zu leisten im stande war, kann heute jeder ottonormalbürger ebenfalls: harz vierer, die sich mit ihrem smartphone an einem flugschalter nach nach malle noch schnell ein samurai-schwert bei ebay ersteigern? keine utopie, sondern realste realität.

aber: glücklicher hat uns solch ein wohlstand irgendwie nicht gemacht.
es ist sogar schon soweit gekommen, dass nicht nur psychologen und soziologen sich mit dem thema „glück“ befassen.
so ganz nach dem motto „wir sind frei, wir haben kein recht darauf, unglücklich zu sein“ versuchen wirtschaftswissenschaftler zusammenhänge zwischen der gesellschaftlichen lage und der beflindlichkeit des subjekts erörtern.

ihre überschriften lauten „fluch der moderne: verdammt zum glück“ (bruckner 2001) und „das erschöpfte selbst“ (ehrenberg 2004)

die menschheitsgeschichte wird als siegeszug gegen repressalien jeglicher art beleuchtet – frei von kirche, frei von diktaturen, frei unser leben so zu gestalten, wie WIR es schon IMMER wollten.
diese freiheit haben wir nun auch.
sollte eigentlich bedeuten: wir müssten glücklich sein ohne ende.
müssten.
sind wir aber nicht.

zu sehen ist dies, so paech an der zunahme an antidepressiva, die in den letzten jahren dramatisch gestiegen ist. offenbar brauchen die menschen mittlerweile chemisches substanzen in form von medikamenten, um sich „glücklich“ zu fühlen.


kritik an green economy

zwar hat die wirtschaft auf die letzten großen krisen – etwa finanzkrise, schuldenkrise, vielleicht auch fukushima – reagiert und sich um mehr „grüne“ produkte bemüht – also mehr bionade produziert, 3-l-autos gebaut und bio-cotton-jutebeutel genäht – aber auch dies ist leider nichts weiter als ein mythos, so paech, nämlich, dass wirtschaftswachstum verträglicher sei, wenn es „grün“ werde.

das problem ist nämlich: ökologische und umweltfreundliche produkte lassen uns glauben, dass wir an unserer lebensweise nichts ändern brauchen. und dennoch der umwelt was gutes tun.
wir essen und trinken bio-produkte und wir fahren mehr umweltfreundliche autos.

„green economy“ will uns glauben machen, wir bräuchten nichts an unserer lebensweise zu ändern, die neue verbesserte technologie tut dies schon.
paech veranschaulicht dies an einem werbeplakat: ein rasendes auto in einer grünen landschaft und daneben der slogan: ändern sie nicht ihren fahrstil. sondern ihr auto.

das ist fatal, findet paech. denn: je mehr nachhaltigkeitssymbole verfügbar sind, desto mehr schädliche praktiken lassen sich damit kompensieren:
wir glauben, wenn wir ein umweltfreundliches auto fahren, dann sind wir keine umweltsünder – auch wenn wir mit dem auto jeden tag 100 km zwischen arbeit und bioeigenheim zurücklegen.
wir glauben, wenn wir nur genügend bionade trinken, dann müssten wir nicht auf den alljährlichen flug auf die malediven verzichten.

die verwendung von ökoligischen produkten gleicht einem ablasshandel in der kirche, so paech.



wir halten fest:
wir haben materiellen wohlstand.
und WIR SIND UNGLÜCKLICH
weder normales wirtschaftswachstum noch ein „grünes“ wirtschaftswachstum haben dazu beigetragen, dass unglücklichsein vergeht.

woran liegt das?
paech – und da stimme ich ihm vollkommen zu – sagt, wir sind überfordert und gestresst.

ihr kennt das sicherlich: gerade habt ihr euch ein neues smartphone zugelegt. ihr habt euch mit ach und krach an die neue tastatur gewöhnt, gelernt zu swypen, statt zu tippen, habt euch mit viel schweiß und fragezeichen im kopf die kamerafunktionen und bildbearbeitungstools angeeignet und dann das – das neue modell ist schon draußen.
mit noch cooleren tools und funktionen. und alle anderen um euch herum haben das teil schon. nur ihr nicht. und auch wenn ihr euch konsequent dagegen entscheidet, auch das neue modell euer eigen zu nennen: der impuls war da. ihr musstet euch mit der tatsache auseinandersetzen, da ist ein neues modell.
diese bombardierung mit neuen sachen, obwohl die alten eigentlich auch noch neu sind – das ist überreizung.

mir kommt immer wieder der existentialist sartre in den sinn: wir sind dazu verdammt, frei zu sein. freisein bedeutet auch, sich für alles oder nichts entscheiden zu können. und diese entscheidungsfreiheit ist manchmal die hölle. macht stress. und stress macht krank. pillen ahoi!

paech sieht die einzige möglichkeit, um aus diesem teufelskreis:

kaufkraftanstieg > optionenvielfalt > reizüberflutung > zeitknappheit > uberforderung

auszutreten ist die

reduktion

als selbstschutz sozusagen.


denn es kann doch nicht sein: wir sind wohlhabend, aber unglücklich.

ein wandel muss her. und er hat da sogar eine idee.

seine these lautet:
um nachhaltig zu leben, brauchen wir eine andere balance zwischen freiheit und verantwortung.
freiheit bedeutet dabei nicht, viel zu haben, sondern wenig zu brauchen.
nachhaltigkeit heißt für ihn schlicht: reduktion!

und der ausweg wäre: anstreben einer postwachstumsökonomie.

er glaubt, wir könnten mit weniger konsum glücklich sein (das glaube ich übrigens auch).
seine theorie lautet nämlich: „glück“ hängt von der zeit ab, die einer handlung oder einem konsumobjekt gewidmet wird.
um etwas genießen zu können, muss man entschleunigen!


so wäre der erste schritt zum glücklich sein: den kommerziellen sektor reduzieren.

denn kein mensch sollte mir jetzt eigentlich widersprechen wenn ich sage:

wir produzieren zuviel zeuch!

kein mensch braucht alle zwei monate eine neue jeans! (obwohl: bei der qualität, die uns mittlerweile geboten wird, vielleicht schon. aber das ist der teufelskreis, den es aufzubrechen gibt: wenn wir wieder mehr klasse statt masse produzieren würden, dann wären die sachen langlebiger. dann könnte ich ein t-shirt auch noch nach dem siebten waschgang anziehen, ohne damit wie ein hausgeist auszusehen und die waschmaschine aus plastik würde nicht genau an dem tag kaputt gehen, wenn die garantie erlischt...)

würden wir also weniger konsumieren, und würde die wirtschaft weniger produzieren, dann bräuchten wir keine 40-stunden-woche, sondern dann vielleicht nur 20 stunden.  

stellt euch vor: 20 stunden in der woche, die ihr anderweitig produktiv nutzen könntet. paech nennt diese zeit „marktfreie“ versorgungszeit.

manche kritiker unterstellen paech, seine forderungen seien fortschrittsfeindlich und rückständig. denen sei bitte mal gesagt: hört genau hin! Er plädiert für REDUKTION und nicht für komplette ABSCHAFFUNG.
endlich mal wieder was malen, ein gedicht schreiben, den eigenen namen tanzen lernen
oder selbst brot backen
oder einen pulli stricken
oder lernen, kaputte sachen zu reparieren  
oder
oder
oder

also ich hatte nach dem vortrag nur einen einzigen gedanken:


 

paech for president !!!

die welt, die er skizzierte, da würde ich gerne sein.

vor meinem inneren auge tauchte sofort mein künftiges „prosumenten“-leben auf:

20 stunden würde ich in konventionelle arbeit investieren
20 stunden, die mir nun zur verfügung stehen, hach:
ich würde im schrebergarten lecker erdbeeren, gelbe tomaten und krumme gurken züchten, mein langzeitprojekt „pulli stricken“ zu ende bringen, kindern und co tanzen beibringen, würde endlich mal meine bücher und geschichten zu ende schreiben.


was dabei auf jeden fall auch steigt ist: zusammenhalt. nachbarschaftshilfe würde wieder reanimiert werden, man muss nicht experte werden in allem. der eine kann schuhe reparieren, der andere dafür brot backen. tauschen wir doch unsere fähigkeiten!

ich weigere mich, zu glauben, dass ich die einzige bin, die so ein leben schön findet.

mit weniger konsum, weniger geld und weniger arbeitszeit können wir auskommen. wenn wir stattdessen uns wieder darauf besinnen, mehr selbst zu tun.

sagt mir, wäre dies nicht wundervoll?