Wenn der Blog still steht, dann rumpelt es woanders gewaltig. Zum Beispiel schreibe ich regelmäßig in meiner Lieblingszeitschrift STUZ, einem studentischen StadtMagazin für Mainz, Wiesbaden und Region. Daher werde ich meine Arbeiten ab und an hier veröffentlichen. Vor einiger Zeit etwa gab es einen Beitrag über die Ausstellung „TRADING
STYLES“ im Weltkulturen Museum in Frankfurt. Viel Spaß beim Lesen!
Was passiert,
wenn junge, zeitgenössische Modedesigner auf die Mode“trends“
vergangener Zeiten und Kulturen treffen? Die Ausstellung „Trading
Styles – Weltmode im Dialog“ im Frankfurter Weltkulturen Museum
liefert hierfür Beispiele, die sich sehen und tragen lassen.
Was sagt Mode über unsere Gesellschaft aus? Wie verbreiten sich
Stile und wie schaffen sie Identitäten? Um diesen Fragen auf den
Grund zu gehen, lud das Weltkulturen Museum in Frankfurt
internationale Mode-Designer ein, um an dem kühnen Experiment
teilzunehmen und mit der immensen ethnographischen Objekt-Sammlung
auf Tuchfühlung zu gehen.
Junge
und experimentierfreudige Design-Künstler aus Nigeria,
Großbritannien, Deutschland und Australien traten diese
Herausforderung an. Ob sie wussten, worauf sie sich einließen?
Immerhin stellte ihnen das Weltkulturen Museum über 500 historische
Artefakte zur Verfügung: Kleidung, (Kopf-)Schmuck, Schuhe,
Taschen. Stumme Zeugen vergangener Modewelten.
So hieß es für die
Mode-Designer: Haar zurück, Ärmel hochkrempeln, Samthandschuhe an –
und rein in die Archive. Sie tauchten ein in die immense Vielfalt an
Kleidung, Schmuck, Kopfbedeckungen, Schuhen und Taschen. Sie
betrachteten und betasteten, sie diskutierten und disputierten. Und
vor Allem: sie ließen sich inspirieren. Von alten Kleidungsstücken.
Von den Accessoires. Aber auch von Gegenständen, die auf den ersten
Blick mit Mode nichts zu tun haben – von Masken, Musik. Und
männlichen Initiationsritualen.
Im angrenzenden
Weltkulturenlabor, dem Wohn- und Arbeitsort der Künstler, waren
anschließend der Phantasie keine Grenzen mehr gesetzt. Zum Glück!
Entstanden sind außergewöhnliche Kunstwerke, Hybride zwischen
Damals und Heute, zwischen Dort und Hier. Bewundern lässt sich die
tragbare Kunst seit November 2012 ganz klassisch hinter Glasfenstern
und in Schaukästen des Museums. Doch vielleicht auch schon bald in
den Shops von Buki Akib, A Kind of Guise, Cassetteplaya und P.A.M/
Perks and Mini.
Zwischen Gestern
und Morgen: Kommunikationsmittel Kleidung
„Historische
Objekte sind extrem wichtig für die Bildung unseres kulturellen
Gedächtnisses und die Verbindung der Menschen mit der
Vergangenheit“, findet die nigerianische Modedesignerin Buki
Agbakiaka (Buki Akib). Daher gehörten nicht nur Kleidungsstücke zu
ihren Inspirationsmusen. Fasziniert von Musikinstrumenten aus
verschiedensten Teilen der Welt hörte sich die Modedesignerin in die
Trommelmusik hinein, beobachtete auf alten Archivfilmen die Musiker
und ihre Emotionen während des Spielens – und begann, diese
musikalische Erfahrung in Stoffe und Schnitte zu übersetzen. „Mode
ist ein Medium, durch welches wir ununterbrochen kulturelle
Informationen austauschen“, findet sie. „Als Designerin
kommuniziere ich durch das Medium Mode. Musik ist mit Mode verwandt:
sie erzählt Geschichten und wirft Fragen auf.“ Und so erzählt
auch Buki Akib mit ihrer Kleidung Geschichten. Erzählt von ihrer
Heimat, aus welcher sie das traditionelle Handwerk des Färbens und
Webens in ihre Arbeit übernommen hat. Die Kleidungsstücke, die sie
entwirft, zeichnen sich aus durch tiefe, kräftige Farben und Muster.
Im Museum begleiten Trommelklänge ihre ausgestellten Kunststücke.
Die schimmernden Hosen und Hemden pulsieren beim Betrachten und
scheinen selbst Trommelklänge zu sein. Musikalische Kleidung,
bekleidete Musik? „Es geht nicht mehr nur um den visuellen
Eindruck“ meint Buki Akib, „sondern darum, Farben, Texturen und
Muster auf eine spirituelle Weise wahrzunehmen.“
tragbare Musik |
„Blood Rites“
und Tattookunst
Mode als
Kommunikations- und Identifikationsmittel also. Auch andere
Mode-Designer nutzen Mode als Instrumentarium, um die eigene
Identität zu finden und nach außen hin zu tragen. Wie etwa bei der
Londoner Designerin Carri Munden. Mit ihrem Luxuslabel
„Cassetteplaya“ kreiert sie einen neuen Look, in dem sie den
zeitgenössischen britischen Stil mit Street-Culture und eigenen
Vorstellungen verbindet. Für „Trading Styles“ befasste sie sich
mit Körperverzierungen, Masken und Kopf-Schmuck. Ihre Arbeiten
präsentiert sie unter anderem in Form des Videos „Blood Rites“ -
inspiriert von ethnographischen Filmen über männliche – und ja,
blutige Initiationsrituale. Diesen stellt sie unsere europäische
Liebe zu Körperschmuck entgegen. Der Tättowierer um die Ecke –
Vorbild eines modernen Kriegers?
Zeig mir was du
trägst und ich sag dir, wer du bist
Kleider machen Leute. Diese Weisheit kennt der Volksmund schon seit
Langem. Welche Leute Kleidung macht, was Mode über uns und unsere
Gesellschaft aussagt, wie Modetrends tradiert und transportiert
werden und wie aus alten Modetrends wieder Neues entsteht, darüber
zu philosophieren lädt das Frankfurter Weltkulturenmuseum ein. Die
Ausstellung läuft noch bis August 2013.
Fotos: privat
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