… dann
ist da einer zuviel. und wer ist der andere?
eigentlich
könnte das leben so einfach sein, so chillig und entspannt. man ist
gesund, hat ein dach über dem kopf – und im kühlschrank sieht es
ebenfalls nicht wie im magen so manch eines magermodels aus.
eigentlich.
und
dennoch scheint es manchmal so, als wäre dieses „leben“ eine –
sorry - bitch, die hoch erhobenen hauptes an einem vorbeigeht und es
einen nicht mal mit dem a*** anschaut. was bleibt sind
frustrationsgefühle und der wunsch, sich wie jean-baptiste
grenouille (ihr wisst schon, dieser verrückte nasentyp aus „das parfüm“) tief in
einer höhle zu verbuddeln und vor sich hin zu vegetieren.
von zeit zu zeit surfe ich auf euphorischen wellen. dann ist der kopf in den wolken, den gründungs-phantasien keine grenzen gesetzt: dann schreibe ich mal namhafte magazine an und versuche, die chefs durch geistreiche exposés für eine zusammenarbeit zu überreden. mal mische ich mich unter bestseller-autoren und führe gespräche à la "in welchem verlag hast du veröffentlicht?ja, ich überlege, wie ich die dunklen seelenabgründe meiner protagonistin menschlich erscheinen lassen kann". mal schreibe ich, nachdem ich erneut auf leere räume "zum vermieten" gestossen bin, konzepte zu eigenem bio-regional-fair- café/hippen-bohemian-vintage-laden oder künstler-treff.
genauso die entstehung dieses blogs.
eines tages hab ich die blogosphäre entdeckt. und war feuer und flamme geworden.
eines tages hab ich die blogosphäre entdeckt. und war feuer und flamme geworden.
ein blog - das ist es, dachte ich. ist doch die gelegenheit, mich kreativ auszutoben, meine meinung
kundzutun über dinge, die mich interessieren und aus meiner sicht
auch andere zu interessieren haben. jeder hat das recht auf meine meinung. nicht umsonst habe ich mich dem medienberuf verschrieben.
ein eigener blog
– das ist auch die gelegenheit, einfach all die tollen sachen aus dem internet zu sammeln und sie wie diese kleinen bunten toten schmetterlinge und insekten in schaukästen zu pinnen - musiker, models, künstler. und diese stilvoll
eingerichteten wohnräume (die sich allerdings auch wirklich nur
dafür eignen – um sie anzuschauen und nicht um darin zu wohnen).
hier
im blog bin ich mein eigener chef, kann schreiben was ich will, und vor allem
wann und wie ich will, ganz ohne vorgaben, ohne zwang, ohne deadline. von anfang an unabhängig und frei. genau mein ding. so machte ich
mich ans bloggründen, total euphorisch und optimistisch.
und
dann habe ich nicht aufgepasst. surft man auf der welle und passt nicht auf, dann gibt's nur noch einen weg: steil bergab. plötzlich war ich apathisch, der kopf blockiert, die
muse verabschiedete sich unsanft (wahrscheinlich in die karibik, ich
hätte es an ihrer stelle getan). diagnose meines arztes war eindeutig: zu viele gedanken.
ich nenne sie mal so, wie sie sind - als kleine hinterlistige monster. es
sind furchtbare garstige biester. und sie sind viele. nun habe ich
eine sehr lange zeit mit ihnen verbracht, sie beobachtet, sie studiert und klassifiziert. was dabei herauskam, ist dies:
meine persönliche monster-horror-show
copy: maria herz |
die zukunftsangst*monster
sie
suggerierten mir, meine zeit doch nicht mit etwas vergeuden, was
spass macht – hierfür schreiben etwa. oder es mir schön gemütlich
zu machen mit einem heißen wunschpunsch, selbstgebackenen
glückskeksen und von fremden omas liebevoll gestrickten wollsocken.
lieber sollte ich meine zeit damit verbringen, existenzängste zu
haben und pflichtbewusst sinnlose bewerbungen zu schreiben
- an firmen, die eh nur deshalb stellenanzeigen schalten, um der konkurrenz zu beweisen, dass sie erfolgreich sind und expandieren
- an tageszeitungs-redaktionen, nur um als antwort zu bekommen, man könne mir - einer praktizierenden(!) freien journalistin mit kulturwissenschaftlicher (fach-)expertise - zwar nichts neues beibringen, dennoch wolle man meine journalistischen fähigkeiten und mein idealistisches engagement zunächst in einem unbezahlten vollzeitpraktikum ausbeuten
- an junge (aber auch schon lange zeit existierende) magazin-redaktionen, die sich zwar riesig über das interesse freuen und scharf auf meine texte sind (so um die 30.000 zeichen), die aber „leider“ nicht honorieren
- an organisationen und ministerien, nur um über umwege zu erfahren, dass die stelle schon längst intern besetzt und nur „pro forma“ ausgeschrieben wurde
copy: maria herz |
die neidisch*monster
egal
wohin man blickt: überall wimmelt es nur so von „erfolgstories“.
da wird ein neues trendiges café eröffnet, ein cooler
vintage-laden, oder ein neues kultur-magazin erscheint.
tagein,
tagaus kleb(t)en meine augen am bildschirm, steckte meine nase in
zeitungen und zeitschriften. und während ich las, hockten meine
monster gemütlich in meinem kopf, fraßen popcorn und laberten mir
die ohren ab. so nach dem motto: „du bist du. und die sind die. an
deiner stelle wäre ich lieber die.“ irgenwann glaubt man denen und fragt
sich, warum die anderen auf ihren erfolgswellen surfen, während man
selbst den gürtel eng schnallen und sich an jedem verdammten
monatsende von kartoffeln mit ei ernähren muss.
copy: maria herz |
die selbstwertzerstören*monster
die
sind von der allerfiesesten sorte. sie arbeiten ununterbrochen daran,
dich und dein ich-verständnis zu dekonstruieren, es mit zweifeln und
unsicherheitsgefühlen vollzustopfen, sodass du am schluss gar nicht
mehr weißt, wer du bist und ob
was-auch-immer-du-gerade-vorhast-zu-verwirklichen wirklich eine gute
idee ist...
sie
schauen dich argwöhnisch an und fragen skeptisch: „bist du dir
wirklich sicher, dass du das tun willst? ist es auch wirklich die
richtige entscheidung? kannst du es? willst du es nicht viellelicht
doch mal überlegen, mal drüber schlafen vielleicht, so ein zwei
jahre?“
copy: maria herz |
mein leben mit ohne monster
ja,
das sind sie – meine monster. sie sind da, sie winken mir zu, essen
meine kekse weg und trinken meinen wunschpunsch leer. was bleibt sind
krümmel, rote flecken – und das gefühl, das irgendwas im leben
entschieden falsch läuft.
nachdem
ich mich eine gefühlt ewig lange zeit erfolgreich gegen den weisen
rat von einer weisen frau gewehrt hatte, habe ich nun doch
nachgegeben – nennt es erschöpfung, eingebung, schicksal. mein emotionaler zustand machte dies
schlichtweg notwendig. also habe ich dieses eine buch gelesen -
„neue erde“ von dem tollen eckhart tolle.
tolle erklärt darin: die gedanken, diese monster (oder
treffender: monstergedanken): jeder hat sie, und jeder wird, wenn er nicht aufpasst, ihr opfer.
und warum? weil sie gerissen sind – sie lassen dich nämlich glauben, dass du
sie bist.
was nicht stimmt.
was nicht stimmt.
tolle
weiß, wovon er spricht, schließlich musste er fast mit seinem leben bezahlen, um
zu dieser erkenntnis zu gelangen:
„du bist nicht deine gedanken“
die
gedanken und du sind nicht identisch.
du bist nicht die gedanken - du hast gedanken.
das bedeutet, dass du sie jederzeit von dir abtrennen kannst. du kannst sie aus einer sicheren distanz beobachten...und sie einfach, wenn sie dir nicht gut tun, auch mal einfach zur seite schieben.
du bist nicht die gedanken - du hast gedanken.
das bedeutet, dass du sie jederzeit von dir abtrennen kannst. du kannst sie aus einer sicheren distanz beobachten...und sie einfach, wenn sie dir nicht gut tun, auch mal einfach zur seite schieben.
eine erkenntnis, die eigentlich nicht neu zu sein scheint - und dennoch haut sie einen aus den socken.
und jetzt, da ich es nun schwarz auf weiß stehen sah, fühle ich mich schlauer. existenzängste, komplexe, zweifel - ich beobachte sie, und ab und zu erkenne ich sie sogar als das, was sie sind - nämlich nicht ICH.
das leben fühlt sich besser an. ich fühle mich besser.
präsenter.
lebendiger. hier-und-jetziger. auf einmal ist die welt bunt und
voller lebendiger momente und das „gute leben“ entpuppte sich als ein
fröhliches busenweib.
natürlich ist man nicht vollends immun gegen seine gedanken. denken ist eine menschliche angwohnheit. und manchmal eine schlechte noch dazu. aber man kann lernen, sich vom denken zu distanzieren. wenn man das schafft, dann ist sie plötzlich da - diese wundervolle stille. heile welt. popcorn und confetti. soundtrack. die gegenwart.
die
monster sind zwar immer noch da – aber da ich von deren existenz weiß, bin ich in der lage, sie in
schach zu halten. und nicht umgekehrt.
das tolle ist: ich habe endlich zeit,
mich dingen zu widmen, die wirklich wichtiger sind, als zukunftssorgen.
dem leben selbst.
und meinen künstlerischen projekten, die sich zugegebenermaßen meist in schriftlicher und visueller form materialisieren.
dann bin ich auch so ein träumendes schreib-mädchen.
copy: maria herz |
die bilder hier hat übrigens meine schwester maria gemacht. glaskunst-mädchen und freischaffende künstlerin. vielleicht ist es erblich. und vielleicht sind wir auch nicht zu retten, wenn wir glauben, als wortkünstlerin und glas-künstlerin haus, auto, multimediageräte und cocktails in der karibik finanzieren zu können. aber es heißt ja auch nicht umsonst: die hoffnung stirbt zuletzt.
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