genau. wer beides tut, sorry: der
ist ein heuchler. und solche mag ich nicht leiden.
jüngst empörte die öffentliche
schlachtung einer kleinen giraffe die ganze nation. sofort wurden
petitionen für die entsprechende zooschließung gestartet und der
zuständige direktor muss seitdem um sein leben fürchten.
„und das soll er auch, diese
mistsau“, sagt der wutschnaubende wutbürger, habe er es doch
tatsächlich gewagt, ein junges giraffenkalb zu schlachten. und es an
die löwen zu verfüttern! und das nicht nur vor einem publikum mit
kindern (!) vor ort. sondern sogar noch fröhlich vor den kameras
posierend.
als ich das alles beobachtete und
las, wurde mein kopf ebenfalls immer dunkler. vor empörung und wut. doch nicht auf den zoodirektor.
sondern über diese heuchlerische doppelmoral eines jeden, der dabei
mitmacht, petitionen unterschreibt, mordbriefe verfasst - und in
gleichen augenblick ne scheibe wurst auf sein brötchen platziert.
jetzt bitte mal ganz ehrlich –
was regt ihr euch so auf? doch nicht etwa, weil ihr findet, dass das
töten eines tieres barbarisch ist? wenn ja, dann muss ich aber jetzt
ganz laut lachen.
jedes jahr werden 800 millionen –
zugegeben, weniger exotischen - tiere geschlachtet. schweine, kühe,
rinder, geflügel. sie alle leben ebenfalls mitten unter uns. unter
unwürdigsten zuständen. eigentlich ist in diesem zusammenhang von
„leben“ zu reden, blanker hohn. sie vegetieren vor sich hin. aber
uns interessiert es nicht. sie tun dies abseits unserer augen.
diesen tieren weint kein mensch
hinterher. im gegenteil. da geht man auf die barrikaden, WEGEN EINEM VEGGIE-DAY in der kantine!!! auch dazu könnte ich mich aufregen. aber stattdessen verweise ich auf den fleischatlas als lektüre. darin enthalten: wertvolle informationen, wie unser fleischkonsum den welthunger entstehen lässt - und was bereits ein tag ohne fleischkonsum für die tiere, die länder des globalen südens und die umwelt bewirken könnte.
auch kinder haben ein recht
auf wahrheit
kinder sind nicht dumm. aber sie
werden gerne für dumm gehalten.
klar, fand ich es anfangs ebenfalls fraglich, ob man den kindern schon die wahrheit über den
„ursprung“ von fleisch zeigen soll. aber gleich im nächsten
augenblick stellte sich mir nur die frage: ab wieviel jahren sollten
sie es wissen.
ich teile nicht die meinung, dass
man kindern vorenthalten soll, dass tiere geschlachtet werden müssen, um sie zu essen. dass löwen sich nicht von salat ernähren, ist ja
schon durchgedrungen. warum also auch nicht zeigen, wie fleisch
„entsteht“? tja, und dasselbe gilt auch für ihre eigene
bärchenwurst. oder sollen sie wirklich glauben, diese materialisiert
sich einfach so auf ihrem brötchen???
in anderen teilen der erde, die
wir gerne mal „unterentwickelt“ nennen, sind die kinder da um
einiges „schlauer“ als unserereins. sie wissen, dass fleisch von
tieren kommt, und dass tiere dafür sterben müssen.
wenn man schon fleisch essen
will, dann soll man bitte schön die ganze wahrheit der
fleischentstehung kennen. jede andere haltung ist in meinen augen
schizophren.
ich selbst bin keine militante
vegetarierin und auch keine hippe veganerin. (nobody is perfect - aber ich strebe dahin und komme sicher bald an). ich bewege mich nah
an diesen grenzen. ich ernähre mich fleischarm – sofern dies in
einem fleischliebenden männerhaushalt eben möglich ist – und
achte darauf, dass ich wenigstens „glückliches“ fleisch kaufe.
meinem kitasohn erzähle ich
zumindest keine märchen über seine „wuuust“. schließlich ist
er die generation, die alles besser machen soll und die fehler der
alten nicht wiederholen.
verurteilenswert ist diese
grausame massentierhaltungsmaschinerie, die wir entwickelt haben.
verurteilenswert ist die
tatsache, dass wir gern die finger in die ohren stecken, die augen verschließen und ganz laut "la la la - was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß" trällern.
man muss nicht komplett auf
fleisch verzichten – in manchen gesellschaften ist dies auch gar
nicht möglich, siehe z.b. indigene gesellschaften in grönland. was
diese menschen aber von uns unterscheidet: sie töten ihre tiere
selbst. und sie töten sie, weil sie sonst selbst sterben würden. oder wie soll man in einer eislandschaft kartoffeln anbauen?
ich werde jetzt gar nicht die frage diskutieren, woher wir uns überhaupt das recht herausnehmen, andere lebewesen zu ermorden um sie zu essen. argumente, in welchen die worte "bibel", "gottgewollt", "mensch ist krönung der schöpfung und "tradition" müssten wirklich getrennt diskutiert werden, das würde wieder mal ein viel zu langer blogeintrag und das erfordert mehr freie zeit, die ich gerade nicht habe. nur soviel: die bibel wurde von menschen geschrieben; was gott gewollt hat, ist vielleicht nicht dasselbe was der mensch in seine worte interpretiert hat; und traditionen sind erfindungen. wer's nicht glaubt, der tut mir zutiefst leid und dem sage ich: es gibt hierzu massenhaft literatur.
wir sollten – wenn wir auf
fleisch nicht verzichten wollen – eben auch manns und weibs genug
sein, und dem tier, das wir essen, in die augen sehen können. wir
sollen dem tier dankbar sein, dass es sein leben für unseres
hergibt.
ihr habt vielleicht gemerkt, ich
habe mich mit dem thema schon mal beschäftigt.
der darunter folgende artikel
erschien letztes jahr im magazin, das sich „heute leben“ nennt.
hier die (fast) originale
version:
Ein
Dank an das Leben – was wir von Schamanen lernen können
Das Essen gehört zu den
Grundbedürfnissen eines jeden Lebewesens. Ohne Nahrung kein Leben.
In frühen Jagdgesellschaften führte dieses Wissen dazu, dass den
erlegten Tieren als Lebensspender großer Dank gezollt wurde. Unser
Verhältnis zu den Nutztieren, den „Fleischlieferanten“ ist
jedoch zu selbstverständlich geworden - und bedarf einer gründlichen
Revision.
Der Sommer neigt sich dem Ende
zu, die Ernte ist eingesammelt, und Kühe und Schafe sind von ihren
Sommerweiden sicher in die Ställe zurückgekehrt. Am Abend
versammelt sich die Familie vor einem reich gedeckten Tisch. Alle
nehmen Platz ein, die Augen ruhen auf dem lecker duftenden Braten,
der einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Doch bevor alle
beherzt zu Gabel und Messer greifen, wird ein Dankgebet gesprochen:
„Segne Vater diese Speisen, Amen.“
Für das Essen, das auf dem Tisch
steht, zu danken, diese Praxis ist auch heute noch in den
Hochreligionen üblich. Mittlerweile leben jedoch viele Menschen, in
deren Leben Religion kaum eine Rolle spielt und die kein
transzendentales/göttliches Wesen als Verursacher eines reichlich
gedeckten Tisches anerkennen, dem sie sich zu Dank verpflichtet
fühlen. Mal ganz ehrlich – wer spricht heute schon mal ein
Dankgebet, bevor er in sein Brötchen beißt oder sein frisch
gegrilltes Steak verspeist?
In der Tat – wenn wir um uns
schauen und sehen, wie wir heute mit den Nahrungsmitteln umgehen,
dann kann von Dankbarkeit kaum die Rede sein. Lebensmittel werden
weggeworfen, weil sie den von der Wirtschaft vorgegebenen Normen
nicht entsprechen – nur gerade Gurken verkaufen sich gut, die
krummen landen direkt in der Mülltonne, in Restaurants wandern halb
verzehrte Schweinehaxen zurück in die Küche, wo sie auf der Stelle
entsorgt werden, denn dies noch zu essen schickt sich nicht.
Diese
Wertschätzung für die Gaben der Natur - insbesondere für die
Fleischprodukte - ist uns abhanden gekommen. Daran schuld ist nicht
nur der Überfluss - dank Massentierhaltung brutzelt oder
schmort in unseren Küchen anonymes Fleisch, das in keiner Weise mehr
daran erinnert, ein Lebewesen gewesen zu sein.
Jagdmagie bei den schamanischen Gesellschaften
Früher war das anders. In
Zeiten, als Menschen noch Jäger und Sammler waren - als das
Beschaffen von Nahrung ein tägliches Muss, eine erfolgreiche Jagd
für den Fortbestand der ganzen Gemeinschaft überlebensnotwendig –
hatten sie zu den Tieren, die sie jagten eine besondere Beziehung.
Schon bevor sie zur Jagd
aufbrachen, versuchten sie, durch magische Rituale mit den
Geistmächten, den „Herren“ der gejagten Tiere in Kontakt zu
treten. Dies war die Aufgabe von Schamanen. Sie waren religiöse und
oft soziale Oberhäupter in ihrer Gesellschaft, vereinten vielerlei
Funktionen, die allesamt dem Fortbestand der Gemeinschaft dienten.
Auch der Erhalt der Nahrungsquellen gehörte dazu. Also wurden
Schamanen konsultiert, um herauszufinden, wo sich die Jagdtiere
befanden. Verlief eine Jagd erfolglos, war es die Aufgabe des
Schamanen, nach der Ursache zu suchen. Dies taten sie, indem sie im
Zustand einer Trance, bei der sich die Seele des Schamanen vom Körper
trennt zu den Geistmächten reisten, um diese zu versöhnen und darum
zu bitten, die Tiere für die Jagd freizugeben - denn nur jene Tiere,
die von den Herrengeistern eigens dazu bestimmt waren, konnten auch
erbeutet werden, schreibt der Ethnologe Klaus E. Müller in seinem
Einführungswerk über den Schamanismus.
Die erlegten Tiere waren also
dazu auserkoren, so der Glaube in schamanischen Gesellschaften, ihr
Leben für das der Menschen zu opfern. Dafür dankte man ihnen auf
verschiedene Weisen, etwa indem man versuchte, alle Bestandteile des
Tieres zu verbrauchen. So wurde nicht nur das Fleisch zubereitet und
verzehrt, sondern auch die Innereien; aus Fellen wurde Kleidung
hergestellt, aus Zähnen und Federn Schmuck oder Verzierungen für
die zeremoniellen Gewänder.
Die Knochen der Tiere jedoch
legten die Schamanen, so etwa in den indigenen Gesellschaften
Zentralasiens, in der Wildnis wieder aus - und gaben somit dem
Herrengeist der Tiere die Möglichkeit, diese wieder mit Fleisch zu
bedecken und zum neuen Leben zu erwecken.
Schamanismus als Lehre vom
Leben in Einklang mit der Natur
Schamanen waren Magier
– sie waren Vermittler zwischen der Welt der Menschen und der Welt
der Geister, vermochten mit Natur(mächten) in Kontakt zu treten und
diese zu Gunsten ihrer Gemeinschaft beeinflussen. Sie waren Heiler,
Weissager und Bewahrer der Geschichte ihres Volkes. Ein solches Bild
von ihnen kristallisierte sich zumindest im Laufe der europäischen
Auseinandersetzung mit dem Phänomen genannt Schamanismus.
So verwundert es
nicht, dass der Schamane - ein Mensch, der offenbar ein Leben im
Einklang mit der Natur, als ein Teil von ihr, zu leben vermochte –
zum "edlen Wilden" schlechthin hochstilisiert wurde und
viele Menschen des euroamerikanischen Raums, die von den
Errungenschaften der Aufklärung und der modernen, säkularen
Zivilisation enttäuscht, sich mit ihm und seiner Weltanschauung zu
identifizieren suchten.
Heute erfreut sich das
Phänomen Schamanismus in westlichen Gesellschaften einer hohen
Popularität. Insbesondere zwei Personen waren maßgeblich daran
beteiligt, dass die Auseinandersetzung mit dem Schamanismus die
Universitäten verließ und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich
gemacht wurde: Mircea Eliade und Michael Harner. Beide erforschten
schamanische Kulturen und kamen zu der Schlussfolgerung, dass es sich
im Schamanismus um ein religiöses Ur-Phänomen, eine archaische
Spiritualität handelt. Den Schamanen kam hierbei eine zentrale Rolle
zu: sie hatten die Fähigkeit, mit dem Heiligen in Kontakt zu treten.
Früher, in einer Zeit vor
unserer Zeit (bevor es überhaupt eine Menschheitsgeschichte gab),
war jeder Mensch - so der Religionswissenschaftler Mircea Eliade - in
der Lage, diesen Kontakt zum Heiligen selbst herzustellen. Doch ging
diese Fähigkeit, wohl aufgrund eigenen Verschuldens, verloren. Nur
Schamanen behielten diese Fähigkeiten. Doch sowohl Eliade als auch
der amerikanische Anthropologe Michael Harner waren sich sicher:Jeder
Mensch könne den Kontakt zum Heiligen herstellen, in jedem Menschen
schlummert also „schamanisches Potential“. Es muss nur offen
gelegt werden. Und so gründete Harner in den 1980er Jahren die
"Foundation for Shamanic Studies", die erste Schule, in
welcher Interessierte und Sinnsuchende aus aller Welt – vorgeblich
aber aus westlichen Gesellschaften - das schamanische Weltbild und
die archaischen "Ekstasetechniken" erlernen konnten.
Eben diese Aussicht –
nämlich mit dem "Heiligen" (wieder) in Kontakt zu treten,
und sich als Teil eines großen Ganzen zu fühlen - erklärt wohl
das große Interesse und die Faszination an dieser uralten, noch
dazu "exotischen", da außereuropäischen, Weltanschauung.
Hierin hat jeder seinen Platz, die Welt ist nicht bloß tote Materie,
sondern ist belebt – und in allen Dingen, die uns umgeben, atmet
das Leben, dem es mit Respekt zu begegnen ist.
Wir müssen wieder lernen, zu
danken und das Leben zu ehren
„Tatsache
ist, dass unser menschliches Essen komplett aus Seelen besteht,“
erklärte einst ein Schamane dem Polarforscher und Volkskundler Knud
Rasmussen.
„All
die Kreaturen, die wir töten und essen müssen, alle, die wir
erschlagen und zerstören müssen, um daraus Kleidung für uns selbst
zu machen, sie alle haben Seelen, so wie wir.“
Mit diesem
Dilemma - nämlich Leben nehmen zu müssen, um Leben zu geben –
haben sich die Menschen, insbesondere in Jagdgesellschaften, schon
immer beschäftigt und sich in sakralen Ritualen von dieser „Schuld“
zu befreien versucht. Wenn wir aber die Steaks bereits abgepackt, die
Hähnchenbrustfilets enthäutet und zurechtgeschnitten, die Rinder
und Schweine als Hackfleisch an der Fleischtheke abholen, so
vergessen wir allzugerne, dass es sich um Lebewesen handelt, die in
gewissem Sinne ihr Leben für das unsere hergegeben haben. Und dies
gilt es, sich wieder in Erinnerung zu rufen.
Dankbar zu
sein, demütig anzunehmen, was uns die Natur beschert – dies wäre
zum Beispiel eine Möglichkeit, zu zeigen, dass man das Leben, die
Schöpfung – und durch sie auch Gott (was nichts anderes als LEBEN
bedeutet) – ehrt. Und auch wenn wir heutzutage nicht mehr selbst
auf die Jagd gehen müssen und den gejagten Tieren in die Augen
schauen, so können wir dennoch was von den Schamanen von damals und
heute abschauen und Gottes Schöpfung nicht bloß als tote Materie
wahrzunehmen, sondern als belebtes Sein.
Dankbarkeit
wäre ein wünschenswertes Ziel.
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