08 April 2013

Die Sprache der Mode

Wenn der Blog still steht, dann rumpelt es woanders gewaltig. Zum Beispiel schreibe ich regelmäßig in meiner Lieblingszeitschrift STUZ, einem studentischen StadtMagazin für Mainz, Wiesbaden und Region. Daher werde ich meine Arbeiten ab und an hier veröffentlichen. Vor einiger Zeit etwa gab es einen Beitrag über die Ausstellung „TRADING STYLES“ im Weltkulturen Museum in Frankfurt. Viel Spaß beim Lesen!



Was passiert, wenn junge, zeitgenössische Modedesigner auf die Mode“trends“ vergangener Zeiten und Kulturen treffen? Die Ausstellung „Trading Styles – Weltmode im Dialog“ im Frankfurter Weltkulturen Museum liefert hierfür Beispiele, die sich sehen und tragen lassen.

Was sagt Mode über unsere Gesellschaft aus? Wie verbreiten sich Stile und wie schaffen sie Identitäten? Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, lud das Weltkulturen Museum in Frankfurt
internationale Mode-Designer ein, um an dem kühnen Experiment teilzunehmen und mit der immensen ethnographischen Objekt-Sammlung auf Tuchfühlung zu gehen.
Junge und experimentierfreudige Design-Künstler aus Nigeria, Großbritannien, Deutschland und Australien traten diese Herausforderung an. Ob sie wussten, worauf sie sich einließen? Immerhin stellte ihnen das Weltkulturen Museum über 500 historische Artefakte zur Verfügung: Kleidung, (Kopf-)Schmuck, Schuhe, Taschen. Stumme Zeugen vergangener Modewelten.
So hieß es für die Mode-Designer: Haar zurück, Ärmel hochkrempeln, Samthandschuhe an – und rein in die Archive. Sie tauchten ein in die immense Vielfalt an Kleidung, Schmuck, Kopfbedeckungen, Schuhen und Taschen. Sie betrachteten und betasteten, sie diskutierten und disputierten. Und vor Allem: sie ließen sich inspirieren. Von alten Kleidungsstücken. Von den Accessoires. Aber auch von Gegenständen, die auf den ersten Blick mit Mode nichts zu tun haben – von Masken, Musik. Und männlichen Initiationsritualen.

                                            schicker Hut, dieser Fisch





Im angrenzenden Weltkulturenlabor, dem Wohn- und Arbeitsort der Künstler, waren anschließend der Phantasie keine Grenzen mehr gesetzt. Zum Glück! Entstanden sind außergewöhnliche Kunstwerke, Hybride zwischen Damals und Heute, zwischen Dort und Hier. Bewundern lässt sich die tragbare Kunst seit November 2012 ganz klassisch hinter Glasfenstern und in Schaukästen des Museums. Doch vielleicht auch schon bald in den Shops von Buki Akib, A Kind of Guise, Cassetteplaya und P.A.M/ Perks and Mini.

Zwischen Gestern und Morgen: Kommunikationsmittel Kleidung
Historische Objekte sind extrem wichtig für die Bildung unseres kulturellen Gedächtnisses und die Verbindung der Menschen mit der Vergangenheit“, findet die nigerianische Modedesignerin Buki Agbakiaka (Buki Akib). Daher gehörten nicht nur Kleidungsstücke zu ihren Inspirationsmusen. Fasziniert von Musikinstrumenten aus verschiedensten Teilen der Welt hörte sich die Modedesignerin in die Trommelmusik hinein, beobachtete auf alten Archivfilmen die Musiker und ihre Emotionen während des Spielens – und begann, diese musikalische Erfahrung in Stoffe und Schnitte zu übersetzen. „Mode ist ein Medium, durch welches wir ununterbrochen kulturelle Informationen austauschen“, findet sie. „Als Designerin kommuniziere ich durch das Medium Mode. Musik ist mit Mode verwandt: sie erzählt Geschichten und wirft Fragen auf.“ Und so erzählt auch Buki Akib mit ihrer Kleidung Geschichten. Erzählt von ihrer Heimat, aus welcher sie das traditionelle Handwerk des Färbens und Webens in ihre Arbeit übernommen hat. Die Kleidungsstücke, die sie entwirft, zeichnen sich aus durch tiefe, kräftige Farben und Muster. Im Museum begleiten Trommelklänge ihre ausgestellten Kunststücke. Die schimmernden Hosen und Hemden pulsieren beim Betrachten und scheinen selbst Trommelklänge zu sein. Musikalische Kleidung, bekleidete Musik? „Es geht nicht mehr nur um den visuellen Eindruck“ meint Buki Akib, „sondern darum, Farben, Texturen und Muster auf eine spirituelle Weise wahrzunehmen.“

tragbare Musik
Blood Rites“ und Tattookunst
Mode als Kommunikations- und Identifikationsmittel also. Auch andere Mode-Designer nutzen Mode als Instrumentarium, um die eigene Identität zu finden und nach außen hin zu tragen. Wie etwa bei der Londoner Designerin Carri Munden. Mit ihrem Luxuslabel „Cassetteplaya“ kreiert sie einen neuen Look, in dem sie den zeitgenössischen britischen Stil mit Street-Culture und eigenen Vorstellungen verbindet. Für „Trading Styles“ befasste sie sich mit Körperverzierungen, Masken und Kopf-Schmuck. Ihre Arbeiten präsentiert sie unter anderem in Form des Videos „Blood Rites“ - inspiriert von ethnographischen Filmen über männliche – und ja, blutige Initiationsrituale. Diesen stellt sie unsere europäische Liebe zu Körperschmuck entgegen. Der Tättowierer um die Ecke – Vorbild eines modernen Kriegers?
                                 
                     






Zeig mir was du trägst und ich sag dir, wer du bist 
 Kleider machen Leute. Diese Weisheit kennt der Volksmund schon seit Langem. Welche Leute Kleidung macht, was Mode über uns und unsere Gesellschaft aussagt, wie Modetrends tradiert und transportiert werden und wie aus alten Modetrends wieder Neues entsteht, darüber zu philosophieren lädt das Frankfurter Weltkulturenmuseum ein. Die Ausstellung läuft noch bis August 2013.



Fotos: privat

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